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: „Beide Seiten treibt die Neugier“

Im Thalia Gaußstraße wird die Welt der „sozialen Brennpunkte“ auf die Theaterbühne gebracht

taz: Herr Calis, Sie sind Sohn armenisch-jüdischer Eltern. Werden Sie als deutscher Theaterautor deshalb zur Integrationsfigur stilisiert?

Nuran David Calis: Das passiert oft, doch ich sehe es gelassen. Ich bin, was ich bin, und betrachte die Welt aus meinem eigenen Winkel. Das schlägt sich auch thematisch auch in meiner Theaterarbeit nieder: Alles andere wäre nicht echt.

Ihr Stück„Einer von uns“ ist geprägt von den Erfahrungen Jugendlicher aus „sozialen Brennpunkten“. Wer sieht sich sowas denn an?

Mein Publikum ist durchmischt. Es kommen alle: HipHop-Kids, Frauen mit Kopftüchern und Mitglieder der so genannten feinen Gesellschaft. Die einen wollen endlich sich selbst auf der Bühen wiederfinden, die anderen interessiert es zu sehen, wie es in fremden Kreisen zugeht: Beide Seiten treibt die Neugier.

Wo sehen Sie die Chancen Ihrer Arbeit?

Ich hoffe, in Bezug auf Migranten und ihre Probleme zur Überbrückung der Diskrepanz von Außensicht und Realität beitragen zu können. Bis heute ein großes Thema. Da freut es mich, verschiedene Schichten ins Theater zu ziehen.

Worum geht es Ihnen?

Es gilt, den zwischen den Welten bestehenden Graben zu überspringen, Risse zu kitten. Oft erlebe ich, wie die Zuschauer nach der Vorstellung noch für eine halbe Stunde im Foyer stehen. Schon ein gemeinsamer Theaterbesuch kann helfen, Grenzen in den Köpfen abzubauen. INTERVIEW: NAVO

20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße

NURAN DAVID CALIS, 32, Nachwuchsregisseur