: Der Tag der Entscheidung
Die Börsen und Steinbrück hoffen auf Obama. Auch deutsche Konzerne haben im US-Wahlkampf gespendet
BERLIN rtr/dpa/ap/taz ■ Die US-Börsen sind am Wahltag mit Gewinnen in den Handel gestartet. Auch andernorts waren Kurssprünge zu verzeichnen. Der Grund: Eine überraschend starke Zinssenkung der australischen Zentralbank, vor allem aber die Hoffnung auf einen Wahlsieg von Barack Obama. Der DAX stieg bis zum frühen Abend um 3,5 Prozent auf 5.203 Punkte. „Die US-Wahl steht heute ganz weit oben auf der Tagesordnung“, sagte ein Händler. Dem US-Demokraten Obama wird eine größere Wirtschaftskompetenz zugetraut. Die deutlichsten Kursgewinne im DAX verbuchten Finanztitel. Das Papier der Allianz führte die Reihen der Gewinner mit einem Zuwachs von rund zehn Prozent an.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hofft auf einen Sieg der Demokraten. „Obama“, rief der SPD-Politiker am Dienstag in Brüssel auf die Frage, wen er am liebsten im Weißen Haus sähe. Auch Steinbrücks niederländischer Kollege Wouter Bos fiebert einem Sieg Barack Obamas entgegen. Im Gegensatz zu Steinbrück mochte er den Namens seines Favoriten allerdings nur lautlos mit den Lippen formen. Einer Umfrage aus dem Oktober nach wünscht sich auch eine Mehrheit in den fünf größten europäischen Ländern einen Sieg Obamas über den Republikaner John McCain.
Auch Deutsche Konzerne haben den US-Wahlkampf gesponsert. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung unter Berufung auf das Center for Responsive Politics in Washington berichtete, haben Siemens, Bayer, BASF, die Telekom und andere insgesamt knapp 1,6 Millionen Dollar bereitgestellt. Nur Unternehmen in Großbritannien (3,7 Millionen Dollar) und in der Schweiz (2,5 Millionen Dollar) spendeten mehr. Spenden kamen von 17 Unternehmen; etwas mehr als die Hälfte der Spendengelder kam den Demokraten zugute.
Für die amerikanischen Truppen im Irak war der Dienstag ein Tag wie jeder andere. Im Stützpunkt in Mossul zeigte nur einer von vier Fernsehern das Nachrichtenprogramm von CNN. Wer seine Stimme für Barack Obama oder John McCain abgeben wollte, hatte das schon längst über Briefwahl getan. Bei Mossul wurde auf einen Konvoi von US-Soldaten ein Selbstmordanschlag verübt, bei dem mehrere Personen verletzt wurden. In der Nähe der Stadt Tikrit wurden Polizeiangaben nach zwei Iraker getötet, als ein Fahrzeug der US-Truppen in eine Gruppe von vier Irakern fuhr, die ein Spruchband über der Straße aufhängen wollten.