: Vorbild Arundhati Roy
betr.: „Kriegserklärung einer Kämpferin“, taz vom 19. 1. 04
Dürfen sich Schriftsteller in Politik einmischen? Sollten sie nicht dabei bleiben, ihre Romane zu schreiben? Heinz Hörig schreibt, dass alle Welt von Arundhati Roy erwartet, dass sie ihren nächsten Roman schreibt, sie aber statt dessen weiter politisch rebelliert.
Es ist nicht einmal die halbe Welt, die auf einen nächsten Roman wartet. Was die Welt braucht und worauf sie wartet, sind Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und bereit sind, politischen Widerstand zu leisten. Arundhati Roy bedient sich klarer Worte. Sie spricht von Kriegszustand. Ist das übertrieben? Der Krieg besteht im ungehinderten Beutezug multinationaler Konzerne auf Kosten ganzer Staaten und ihrer Bürger. Der Krieg besteht darin, militärische Mittel und Überlegenheit zur Durchsetzung von wirtschaftlichen und politischen Interessen einzusetzen. Und diese Art von Krieg wird erst dadurch möglich, dass Menschen, und vor allem diejenigen, die über Einfluss verfügen, schweigen. In Zeiten wie diesen, wo der Neoliberalismus per Freifahrtschein sich ungehindert global ausbreitet, ist Widerstand nötig. Schriftsteller stehen in der Verantwortung bei diesen Entwicklungen Stellung zu beziehen, Kritik zu üben. Unsere Schriftsteller könnten sich gut eine Scheibe vom sozialen und politischen Engagement Arundhati Roys abschneiden. […]
STEFAN DERNBACH, LiteraTour, Siegen