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Haus der offenen Tür

Dass bisher fast alle Insassen des geschlossenen Jugendheims ausgebrochen sind, wertet Staatsrat Meister „ironischerweise“ als Erfolg des Konzeptes. An dem wird festgehalten. Einzige Konsequenz: Bauliche Nachrüstung

von ELKE SPANNER

Fünf Jugendliche, vier Ausbrüche, das ist die Bilanz nach den ersten rund sechs Wochen des „geschlossenen“ Heimes in der Feuerbergstraße. Die Sozialbehörde ficht das nicht an. „Wir sind von der Richtigkeit des Konzeptes überzeugt“, sagte gestern Staatsrat Klaus Meister anlässlich des jüngsten Ausbruchs zweier Jugendlicher am Dienstag. Einzige Konsequenz: Die Sicherheitsvorkehrungen werden ein weiteres Mal überprüft.

Das war ein erstes Mal geschehen, nachdem Mitte Februar ein 16-Jähriger ausgebrochen war, und ein zweites Mal, als am 4. März ein weiterer Jugendlicher einen Weg in die Freiheit gefunden hatte. Dieser 14-Jährige wurde damals von der Polizei in die Feuerbergstraße zurückgebracht – und ist einer der beiden, die Dienstagnachmittag fortgelaufen sind. Die jetzt noch übrigen zwei Jungen fühlen sich laut Heimleiter Wolfgang Weylandt einigermaßen „wohl“.

„Wir haben, bezogen auf bauliche Maßnahmen, bitteres Lehrgeld bezahlen müssen“, sagte Staatsrat Meister gestern. Da der Aufenthalt im geschlossenen Heim nicht als Strafe gedacht sei, „auch wenn die Jugendlichen das so empfinden“, gebe es keine über das Gebäude hinausgehenden Sicherungsmaßnahmen wie beispielsweise Zäune. Das Haus selbst aber wird auf mögliche Fluchtwege überprüft. Nach den ersten beiden Entweichungen waren bereits Türen mit Riegelschlössern nachgerüstet und durchgängige Nachtwachen mit regelmäßigen Zimmerkontrollen eingerichtet worden.

Dass offenbar alle Jugendlichen den starken Drang verspüren, aus dem geschlossenen Heim auszubrechen, wertet Meister „ironischerweise“, wie er selbst sagt, als Erfolg des Konzeptes. Das sei darauf ausgerichtet, „so nah wie möglich an die Jungen heranzukommen“. Die Ausbrüche würden zeigen, dass diese Nähe offenbar da ist, sonst bräuchten die Jugendlichen schließlich nicht vor dieser davonzulaufen. Der CDU-Jugendexperte Klaus-Peter Hesse hingegen sieht in den Ausbrüchen „viel kriminelle Energie“.

Ganz anders die Reaktion der Opposition: „Das Konzept muss auf den Prüfstand“, forderte die SPD-Bürgerschaftsfraktion gestern und meinte damit nicht allein die bauliche Ausstattung: „Das geschlossene Heim wurde eine Durchlaufstation. Damit wird der Senat seiner Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen nicht gerecht.“ Der ehemalige SPD-Sozialsenator Jan Ehlers erklärte zum Kardinalfehler des Heimes, dass dort alle „Missetäter“ zusammengeführt werden. „Die aber bringen sich gegenseitig nichts Gutes bei.“ Auch die GAL hat das Konzept des geschlossenen Heimes für „gescheitert“ erklärt. Die jugendpolitische Sprecherin Sabine Steffen bezeichnete die Ausbrüche als Beleg für „den mangelnden pädagogischen und sicherheitspolitischen Nutzen geschlossener Heime“.

Einem der insgesamt fünf eingewiesenen Jungen konnte die Tür in die Freiheit inzwischen wieder mit dem Schlüssel geöffnet werden: Das Familiengericht hatte vorigen Freitag einen 16-Jährigen, der rund einen Monat in der Feuerbergstraße verbracht hatte, wieder entlassen. Der wurde in eine betreute Wohngruppe verlegt. Vor seiner Einweisung in das geschlossene Heim, entschied das Gericht, seien nicht alle Möglichkeiten der Jugendhilfe ausgeschöpft worden, den Jungen auf den rechten Pfad zurückzubringen. Der war zuvor durch schwere Körperverletzung und Kfz-Aufbrüche aufgefallen. Seine Mutter hatte der Einweisung in das geschlossene Heim zugestimmt, weil sie mit ihrem Sohn nicht mehr fertig geworden sei.

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