: Der Sänger auf den Barrikaden
Im Nickelodeon erinnert man an den singenden Schauspieler Ernst Busch, der doch viel mehr ist als nur Amiga-Trödelware
Ernst Busch also. Der Barrikaden-Tauber. Vielleicht mit einem Pfund zu viel an Pathos in der Stimme. Was allerdings leicht dahingesagt ist. Heute. Da sitzt man ja nicht mehr in diesen Schützengräben mittendrin, aber wer sonst hat denn etwa das Lied von der Thälmannkolonne gesungen? Nicht so in der sicheren Stube. Sondern in Barcelona, zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, als die Stadt gerade von den Franquisten unter Beschuss genommen wurde.
Das ist dann doch ein wenig mehr als nur der „Hoppla, hier komm’ ich“-Charme eines Hans Albers (den Busch durchaus auch haben konnte). Busch (1900–1980), der Sänger und Schauspieler, stammte selbst aus der Arbeiterklasse und wusste schon, dass der Einsatz für eine andere, eine bessere Welt nicht eben spannungsfrei abgehen würde. Was er am eigenen Körper spüren musste. Jahre verbrachte er auf der Flucht, bis zu seiner Auslieferung an die Nazis saß er in südfranzösischen Lagern, dann Zuchthaus Brandenburg, und die DDR hatte schließlich auch nicht immer die reinste Freude an dem Sänger, selbst wenn sein Repertoire mit den tollen Eisler-Liedern reichlich verwertet wurde.
Zum 10. Jahrestag des Freundeskreises Ernst Busch werden am Freitag im Nickelodeon nun zwei Filme gezeigt, die doch nicht so häufig zu sehen sind wie „Kuhle Wampe“, in dem Busch auch zu sehen wäre. „Kameradschaft“ von G.W. Pabst, eine deutsch-französische Produktion aus dem Jahr 1931, zeigt dabei mit fast dokumentarischem Realismus die Welt von Grubenarbeitern, und „Kämpfer“ – von einer Gruppe deutscher Emigranten 1936 in der SU gedreht – schildert die Frontstellung Kommunisten–Nazis zu Beginn des Dritten Reichs. TM