: John Howard warnt
Australiens Premierminister wirbt in einer Rede an die Nation mit Horrorszenarien für die Teilnahme an Washingtons Irak-Invasion
MELBOURNE taz ■ Australiens Premier John Howard hat gestern vor einem neuen Pearl Harbour in einigen Jahren gewarnt, sollte das Irakproblem nicht jetzt gelöst werden. In Pearl Harbour auf Hawaii war 1941 bei einem japanischen Überraschungsangriff ein Großteil der US-Pazifikflotte zerstört worden. In einer Rede an die Nation räumte Howard gestern ein, mit seiner Irakpolitik das australische Volk gespalten zu haben. Doch sei es im nationalen Sicherheitsinteresse, Irak notfalls mit Gewalt zu entwaffnen. Sonst könnten irakische Massenvernichtungswaffen Terroristen in die Hände fallen und auch Australien bedrohen.
Erstmals bezeichnete Howard einen Regimewechsel in Bagdad als australisches Kriegsziel. Australien ist neben den USA und Großbritannien das einzige Land, das Truppen für eine Irakinvasion in die Golfregion geschickt hat. Doch 59 Prozent der Australier lehnen Umfragen zufolge eine Beteiligung an einem Krieg ohne UN-Mandat ab. Am Tag zuvor hatten Howard und US-Präsident George W. Bush in einem von Washington ausgehenden Telefongespräch ihren Irakpakt bekräftigt und die Notwendigkeit einer schnellen Lösung im Sicherheitsrat betont.
Laut Howard ist eine enge militärische Zusammenarbeit mit den USA nötig für die langfristige Sicherheit Australiens. Die USA haben das Land schon lange in ihr Verteidigungssystem eingebunden. In der zentralaustralischen Wüste betreiben beide Länder eine große Satelliten-Erdfunkstation, die als Weltraum-Spionagestützpunkt fungiert.
Howards Versuch, eine Verbindung zwischen Irak und dem inernationalen Terrorismus nachzuweisen, überzeugte viele Journalisten des Nationalen Pressevereins nicht, die seine direkte Zuhörerschaft bildeten. Erst kürzlich war ein Mitarbeiter des Geheimdienstes ONA aus Protest gegen den Kriegskurs zurückgetreten. Er habe keine Informationen gesehen, die eine Verbindung zwischen Irak und Terroristen aufzeigen, erklärte der bis dahin für die Analyse von Geheimdienstmaterial zuständige Andrew Wilkie. B. B. BEHRSING