: Künstler auf die Couch
Zum siebten Mal KunstSalon in Köln. 85 Musiker aus der ganzen Welt spielen in Privat- und Geschäftsräumen
Sie kommen aus Rio, New York und Moskau. Sie sind international bekannte Kammermusiker, Jazzer und Pop-Artisten. Doch sie spielen nicht in großen Häusern vor Riesenpublikum – sie musizieren in privaten Wohnräumen, Friseursalons und Wartezimmern vor wenigen Menschen.
Zum siebten Mal gibt es in Köln das KunstSalon-Festival „Musik in den Häusern der Stadt“ und das hat sich inzwischen zu einem überregionalen Insidermeeting entwickelt. Ein Großteil der Konzerte ist nach wenigen Tagen ausverkauft, obwohl viele Zuschauer wie Ölsardinen zusammengepfercht der Musik lauschen müssen. Es ist auch ein gelungenes Beispiel für privates Kultursponsoring, die Gastgeber finanzieren mit ihrer Festivaleinlage nicht nur die Künstlergagen, sondern auch die Organisationskosten. Im letzten Jahr besuchten dafür über 3.000 Interessierte die Konzerte an 30 illustren Spielorten vom Wohnzimmer bis zur „MS Asbach“, einem Rheinschiff der Köln-Düsseldorfer Reederei. Dort werden Nick Nikitakis, der kölsche Grieche mit seiner Bousouki, die amerikanische Sopranistin Teresa Ringholz und die Manfred Leuchter Band mit ihrer orientalischen Reise zu hören sein. Der Großneffe von Django Rheinhardt spielt im Kosmetiksalon und der legendäre Moskauer Pianist Igor Shukow im Weinhaus. Über 600 Musiker kommen so von heute bis Sonntag in der Domstadt zusammen.
Der steigende Erfolg der Veranstaltung hat Ursachen. In privater, intimer Atmosphäre können Musik und Musiker besonders intensiv erlebt werden, in einer durchorganisierten Veranstaltungshalle wie der der Köln Arena ist das inszwischen fast unmöglich geworden. Beim „Häuser-Festival“ ergeben sich nach der Musik auch lange Gespräche bei Wein und Imbiss und das wissen nicht nur Gastgeber und Besucher, sondern auch die Künstler sehr zu schätzen.
Für den Sommer wird bereits der nächste Event geplant und dafür zahlende Gastgeber gesucht. Dann geht es um „Literatur in den Häusern der Stadt“. Bleibt nur zu hoffen, dass der KunstSalon nicht durch zu großen Umfang seinen Reiz verliert.
PETER ORTMANN