die anderen über tony blair, saddam hussein und die welt nach dem irakkrieg: :
Zur Zustimmung des britischen Unterhauses zum Irakkrieg schreibt die Londoner Times: Unter normalen Umständen wäre eine parlamentarische Rebellion dieses Ausmaßes der Anfang vom Ende eines Premierministers. Doch dies sind nicht im Entferntesten normale Umstände. Tony Blair könnte also stärker denn je aus dieser Krise hervorgehen, und zwar genau deshalb, weil er den Mut hatte, seinen Kurs auch trotz der außergewöhnlichen Widerstände in der eigenen Partei weiter zu verfolgen.
The Daily Telegraph meint: Tony Blair hat nicht nur die Abstimmung gewonnen, sondern auch die Debatte. Der Premierminister hat die Debatte nicht nur gewonnen, weil er die besseren Karten hatte. Er hat sie auch brillant ausgespielt und gezeigt, was für ein erstklassiger parlamentarischer Redner er ist. Er hat die Rede gehalten, die er schon vor Monaten hätte halten sollen; diese Leistung verdient es, als eine der größten der jüngeren Geschichte in Erinnerung zu bleiben. Alles, was jetzt noch zählt, ist, dass sich Großbritannien binnen Stunden oder Tagen im Krieg gegen einen Diktator befinden wird. Wichtig ist jetzt nur noch, dass wir diesen Krieg gewinnen.
Il Messaggero aus Rom schreibt über Saddam Hussein: Wie viele möchten Saddams Gedanken lesen können, in diesem entscheidenden Moment für die Geschichte des Irak, des Nahen Ostens und vielleicht der ganzen Welt. Es würde ausreichen, dass er sich verdrückt, und die unerträgliche Spannung würde weichen. Aber Saddam denkt nicht in Kriterien der internationalen Stabilität oder der Vernunft, wie wir „Hunde des Westens“.
Der Moskauer Kommersant kommentiert: Nicht nur das Schicksal von George W. Bush steht auf dem Spiel, sondern das der gesamten USA. Das wird für Washington teuer und politisch aufwändig. Moskau muss davon ausgehen, dass der UN-Sicherheitsrat in Zukunft keine wichtigen Entscheidungen mehr treffen wird. Für Russland wichtige Fragen werden im bilateralen Verhältnis zu den USA gelöst. In diesem „Rat“ haben die Russen kein Vetorecht mehr.
Libération aus Paris warnt vor einem „Kalten Krieg“ zwischen Frankreich und den USA: Frankreich muss aufpassen. Es darf nicht seinerseits jetzt in Antiamerikanismus und Anglophobie verfallen. Denn die Amerikaner und die Briten sind – von „Bushblair“ einmal abgesehen – zwei Völker, auf die Frankreich nicht verzichten kann und auch nicht darf.