Andere Zeiten – andere Probleme

Magnus Hirschfeld Centrum wird 20, wirft einen Blick zurück und geht mit vielen Veranstaltungen in eine ungewisse Zukunft. Lesbisch oder schwul zu leben, ist heute leichter als vor 20 Jahren. Doch völlig problemlos ist es immer noch nicht

„Wir sind hier Schwule und Lesben zum Anfassen. Hier kann man Freunde finden.“

von ANNE HANSEN

Das Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) feiert im Mai sein 20-jähriges Bestehen. 20 Jahre MHC heißt: 1200 Beratungen für Schwule und Lesben pro Jahr, 30 Selbsthilfe- und Freizeitgruppen, die sich regelmäßig treffen sowie Discos und Tanztees. 20 Jahre heißt aber auch, dass sich seit der Gründung vieles verändert hat. „Die Homo-Ehe hat es schon einfacher gemacht. Allein rechtlich gesehen, geht man mit Schwulen und Lesben jetzt anders um“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Schütz. Außerdem würden die Menschen inzwischen selbstverständlicher mit dem Thema umgehen. „Dass ein Bürgermeister sagen kann, er ist schwul – das hätte es wohl vor zwanzig Jahren noch nicht gegeben“, erklärt sie.

Trotzdem seien längst nicht alle Probleme aus der Welt. Sie hätten sich nur verändert. Neue Bedingungen, neue Fragen. Früher sei der Schritt in die Schwulen- und Lesbenszene immer verbunden gewesen mit der Politik. „Das war irgendwie klar, dass man sich engagiert. Dass man was verändern will. Ich habe zum Beispiel bei vielen Frauenprojekten mitgearbeitet“, sagt Gabriele Schütz. Heute hat sich politisch schon etliches geändert, es stehen also andere Probleme im Vordergrund. Es gehe zum Beispiel darum, wo man einen Notar bekomme und wie man sich wieder scheiden lassen kann. Und natürlich auch um „normale“ Probleme wie Trennungen, oder Ärger mit dem Arbeitgeber. Und auch mit dem Coming-out haben viele Neue immer noch Schwierigkeiten. Durch die Party-Generation sei es zwar leichter, in die Szene reinzukommen, aber viele fühlen sich trotzdem isoliert. „In Discos lernt man zwar schnell Leute kennen, aber immer auf so eine plumpe Baggerart“, so Michael Schilf, Vorstandssprecher des MHC.

Der Vorteil des Zentrums, das in einer ehemaligen Bäckerei in Winterhude untergebracht ist: „Wir sind hier sozusagen Schwule und Lesben zum Anfassen. Hier können sie unverfänglich jemanden treffen und neue Freunde finden.“ Seit der Gründung sind die Besucherzahlen kontinuierlich gestiegen. Abends seien Tische und Stühle meistens belegt. Nur mit der Finanzierung gibt es Probleme. Für die Beratungen sind acht ehrenamtliche und zwei hauptberufliche Mitarbeiter zuständig. Viel zu wenig für die jährlichen 1200 Beratungen. Auch seien die Stellen ungleich besetzt. Für Lesben ist eine 0,3 Stelle vorgesehen, durch die AIDS-Bewegung gibt es für Schwule dagegen eineinviertel Stellen. Erst im vergangenen Jahr hat der Senat auch beim MHC gekürzt. Auf dem Wunschzettel steht deshalb „dass man nicht jedes Jahr zittern muss, dass Gelder schon wieder gestrichen werden“, sagt Gabriele Schütz.

Im Mai gibt es viele Veranstaltungen: Ausstellungen, eine GAYburtstagsparty, Vorträge sowie einen Tag der offenen Tür am 18.Mai. Das genaue Programm gibt es im Centrum (hamburg.gay-web.de/mhc).