Erhöhte Sicherheitsstufe

Die Besucherterrasse der Frankfurter Börse bleibt vorerst geschlossen, die Bankhochhäuser der Finanzmetropole werden besser bewacht als vorher

FRANKFURT/MAIN taz ■ Der Weg zum US-Konsulat im Frankfurter Westend ist durchlässig. Visumanträge nimmt der Pförtner durch das massive Gitter entgegen. Die Polizei verzichtete gestern Vormittag auf Personenkontrollen. Vor der gesperrten Seitenstraße sitzt Matthias, der sich selbst einen „unbekannten Pazifisten“ nennt. Er hat die Nacht ausgeharrt, Teelichte entzündet, gebetet und immer wieder eine hebräische Liedzeile gesungen: „Bitte Gott, bitte heile sie“. Wen? „Die Welt, Bush, einfach alle.“

Am anderen Ende der Absperrung steht morgens um neun auch nur ein einsamer Demonstrant. Marco Beutler von der Gewerkschaft Ver.di hält einen orangefarbenen Zettel hoch: „No War In The Gulf!“ Am Nachmittag werden die Gewerkschafter Transparente an Fußgängerbrücken aufhängen. Auf dem Rhein-Main-Flughafen hat die Lufthansa für zunächst zwei Tage die Flüge nach Tel Aviv, Amman, Kuwait, Beirut und Dammam in Saudi-Arabien gestrichen.

Sicherheitsstufe 2 in der Frankfurter Börse. Die Besucherterrasse bleibt vorerst geschlossen. Vor dem Eingang staut sich eine Seniorengruppe aus Hanau. Sie dürfe, erklärt Börsensprecherin Rebecca Schmidt, heute nicht ins Haus. Alternativ könnten sie das Geldmuseum am Dornbusch besichtigen. Nein, das wollen sie nicht, und außerdem, versichern sie, sei unter ihnen „doch ganz bestimmt kein einziger Terrorist“. Darum, erklärt Schmidt, gehe es gar nicht, sondern darum, dass die Börse laut Warnung des Bundeskriminalamtes eines der möglichen, symbolträchtigen Anschlagsziele im Rhein-Main-Gebiet sein könnte: „Es geht nicht um unsere, sondern um Ihre Sicherheit.“

Die Bankhochhäuser in der Innenstadt werden, so hatte das Frankfurter Polizeipräsidium schon am Mittwoch erklärt, besser bewacht als vorher. Auch hier ist davon außen nichts zu entdecken. Keine Auskunft bei der Commerzbank, 50 Stockwerke, 300 Meter hoch mit Antenne, „die Sicherheit“ tagt gerade. Auch keine Auskunft im Main Tower nebenan, 56 Stockwerke, 200 Meter hoch. „Keine Auskunft über die Sicherheit“, sagt Sprecher Volker Harr, „das ist die beste Sicherheit.“

Auch vor den Einrichtungen der US Army in Hessen herrscht laut Innenministerium noch Sicherheitsstufe 2. Die Einfahrten sind nicht gesperrt, öffentliche Straßen rund um die housing areas passierbar. Polizei und Bundesgrenzschutz bewachen sie. Die größten militärischen Standorte werden allerdings bereits von der Bundeswehr geschützt. HEIDE PLATEN