: berliner szenen Gespräche im Bus
Vom Pärchenwerden
Menschen drängeln sich im Mittelgang. Eine junge Frau steht am Fenster und schaut zu ihrem Gegenüber auf. Sie kichert.
Sie: „Das is ja echt ein Zufall. Wohnst du immer noch hier?“ – Er: „Ja, aber nur noch bis Ende Februar. Dann ziehe ich um.“ – „Ach so, wohin denn?“ – „Ich weiß noch nicht. Ich zieh mit Sonja zusammen.“ – „Ach, na das sind ja Neuigkeiten.“ Sie blickt zum Boden, auf dem ihre Schuhspitze irgendetwas konzentriert untersucht. Er betrachtet ihr Profil.
Sie: „Aber findest du das nicht ein bisschen komisch? Ich meine, sie hat doch bis jetzt nur bei ihren Eltern gewohnt, oder?“ – „Ja.“ – „Ich meine, so, na ja, weil sie dann direkt mit dir zusammen zieht. Ohne mal alleine was auszuprobieren.“ – „Na, sie hat das ja vorgeschlagen. Klar, erst hab ich auch gedacht, ich will lieber mal alleine. Aber jetzt hab ich echt gemerkt, ich bin eben nicht der Typ dafür.“ Sie steckt ihre Hände in die Taschen.
Sie: „Aber das is doch kein Grund, mit der Freundin zusammenzuziehen!“ – „Nee, is ja auch nicht der Grund.“ – „Also, ich kann dir sagen, das ist schon ganz anders, das is nicht wie in ’ner WG. Mach dir da nichts vor.“ – „Nee, ich weiß schon.“ Der Bus hält. Menschen steigen aus und ein. Das Pärchen wird aneinander gedrängelt. Sie kichert. Er lächelt. Der Bus fährt weiter.
Sie: „Na ja, ist aber kein Grund, es nicht auszuprobieren. Ich sag immer: ausprobieren.“ – „Ja, das denk ich auch.“ – „Aber, was macht denn jetzt, wie heißt er, Tom?“ Er lächelt. Sie lächelt.
Er: „Ja, Tom.“ – „Bleibt er in der Wohnung?“ – „Nee, der ist schon ausgezogen. Zu seiner Freundin.“ – „Ach so, jetzt versteh ich.“
Er: „Wie, was meinst du?“
Sie schaut ihn an und schüttelt leicht den Kopf. „Ach, schon gut. Is echt nett, dich mal wieder zu sehen.“ SOPHIE NARR