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Archiv-Artikel

Abdul Khan entlassen

„Vater der pakistanischen Bombe“ ist in Ungnade gefallen. Pakistan reagiert auf internationalen Druck

DELHI taz ■ Pakistans oberste Instanz über Kontrolle und Einsatz von Atomwaffen, NCA, hat am Samstag Abdul Qadeer Khan entlassen. Der Sonderberater des Premierministers für strategische Programme im Rang eines Ministers stand seit Wochen unter wachsendem Druck.

Im letzten November hatte die Internationale Atomenergie-Agentur der pakistanischen Regierung Informationen auf den Verkauf von Blaupausen zur Herstellung von waffenfähigem Uran an Iran gegeben. Als Libyen im Dezember internationale Kontrollen zuließ, wurden ähnliche Vorwürfe gegenüber Pakistan erhoben. Daraufhin wurden 13 Wissenschafter der zentralen Forschungsstätte Kahuta Research Laboratories vernommen. Nur Khan war bisher verschont worden, obwohl der Verdacht sich immer stärker gegen ihn richtete.

Der Grund für die bisherige Zurückhaltung lag in der großen Popularität, die Khan als „Vater der pakistanischen Bombe“ im Volk hatte. Khan selbst förderte diesen Ruf, indem er seinen Nimbus als Nationalheld betonte: „Wer baute die Atombombe? Ich tat es. Wer baute die Raketen? Ich stellte sie für euch her.“ Es ist nicht zuletzt dieser Anspruch, der ihn nun einholt. Als das Land im Mai 1998, nur zwei Wochen nach den indischen A-Versuchen, mit eigenen Atomtests diese Fähigkeit unter Beweis stellte, war Khan einer der mächtigsten Männer des Landes.

In der Erklärung vom Samstag „verurteilt und distanziert sich“ die National Command Authority NCA „kategorisch von individuellen Akten der Indiskretion“. Sie hält danach an der offiziellen Sprachregelung fest, wonach der Atomschmuggel das Werk von kriminellen Individuen und nicht von staatlichen Stellen war. Pakistan, das den Atomsperrvertrag nicht unterzeichnet hat, erfülle „weiterhin alle internationalen Vereinbarungen zur Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen“. Ein Sprecher erklärte, die Entlassung Khans solle die Untersuchungen über die Vorwürfe erleichtern.

Allerdings bezweifeln Beobachter, dass Khan der Prozess gemacht wird. Er könnte nämlich auch die Armee belasten. Denn wenn einzelne Wissenschaftler Blaupausen verkaufen konnten, hatte die Armee ihre Pflicht der strikten Kontrolle des Atomwaffenprogramms verletzt. Oder, noch schlimmer, die Wissenschaftler waren nur Teil eines geheimen staatlich-militärischen Programms zum Export von solchem Wissen an befreundete islamische Staaten.

BERNARD IMHASLY