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Archiv-Artikel

Nordbank drohen große Verluste

Die Lage der Landesbank ist schlechter als erwartet. 2008 drohen Verluste von mindestens 360 Millionen. Die Opposition wirft Finanzsenator Freytag vor, mit Informationen gegeizt zu haben

VON GERNOT KNÖDLER

Die HSH Nordbank ist weitaus stärker in die weltweite Finanzmarktkrise involviert, als das Vorstand und Aufsichtsrat bisher wahrhaben wollten. Hauptproblem ist, dass ein großer Teil der Wertpapiere der Bank möglicherweise nichts wert ist. Wie sich im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft am Dienstagabend gezeigt hat, gerät mit der Weltwirtschaftskrise zudem eines der wichtigsten Geschäftsfelder der Bank unter Druck: die Schiffsfinanzierungen.

Die HSH Nordbank gehört zu jeweils rund 30 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Privatleuten. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Bank bis zum 30. September 2008 einen Verlust von 360 Millionen Euro erwirtschaftet – eine Summe die bis zum Jahresende wahrscheinlich noch steigen wird. Er habe „bisher definitiv ausgeschlossen“, dass es weiteren Abschreibungsbedarf aus Risikogeschäften im laufenden Jahr geben könnte, sagte der schleswig-holsteinische Finanzminister und Nordbank-Aufsichtsrat Rainer Wiegard (CDU) in einer Regierungserklärung am Mittwoch im Landtag. Er habe das Vertrauen in den Vorstandsvorsitzenden Hans Berger verloren und halte dessen Abberufung für notwendig. Berger hatte am Montag seinen Rücktritt angeboten.

Der Hamburger Finanzsenator Michael Freytag (CDU) hatte am Dienstag die Verantwortung für die schlechte Entwicklung von sich gewiesen: Die faulen Kreditgeschäfte seien vor seiner Zeit als Finanzsenator eingefädelt worden. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Peter Tschentscher warf ihm gegenüber der taz vor, er hätte beim Bankvorstand zumindest darauf dringen müssen, ein Worst-Case-Szenario zu prüfen. „Meine Befürchtung, aufgrund der Haltung, die Freytag gestern an den Tag gelegt hat, ist: diese kritische Diskussion ist gar nicht geführt worden“, sagte Tschentscher.

Joachim Bischoff, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken, warf Freytag vor, die Lage zu lange beschönigt zu haben. Dieses Kommunikationsverhalten falle ihm jetzt auf die Füße. „Es ist klar, dass wir im vierten Quartal weitere Abschreibungen haben werden“, sagte Bischoff der taz.

Auch der Bankvorstand hat lange Zeit nach dem Prinzip Hoffnung agiert und scheibchenweise Abschreibungen bekannt gegeben. Noch im April erweckte er den Eindruck, dass beim Geschäft mit internationalen Wertpapieren, die wichtigsten Wertberichtigungen bereits vorgenommen worden seien. Das rund 30 Milliarden Euro umfassenden Wertpapier-Paket der Nordbank berge ein „geringes ökonomisches Risiko“, hieß es bei der Vorstellung des Jahresabschlusses 2007. Bei 85 Prozent des Portfolios habe es nahezu keine Wertminderung gegeben. Die Staatsgarantien, die die Bank beantragt hat, belaufen sich auch auf 30 Milliarden Euro.

Um einen Eindruck vom tatsächlichen Wert zu erhalten, soll jetzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die komplexen Finanzprodukte prüfen, die sich die Nordbank ins Haus geholt hat. Nach Ansicht eines Experten kann das dauern: Zu jedem dieser Papiere gibt es eine mehrere hundert Seiten starke Dokumentation.