: Kriegskoalition steht vor Bagdad
Tag 6 des Irakkrieges: Republikanische Garden in der Nähe der Hauptstadt unter schwerem Beschuss. Sandstürme bremsen den Vormarsch. Bericht über Aufstand in Basra. Umm Kasr angeblich unter britischer Kontrolle. Awacs-Klage abgewiesen
BAGDAD/LONDON afp/dpa/taz ■ Vororte der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Dienstagabend erneut Ziel schwerer Luftangriffe gewesen. Kampfflugzeuge der US-geführten Koalition überflogen die Stadt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Eine Serie von Bombardements früher am Tag hatte offenbar auf den südlichen Stadtrand gezielt, wo Elitetruppen der Republikanischen Garden stationiert sind. Ein Geschwader von Apache-Kampfhubschraubern griff nach US-Angaben die Medina-Division der irakischen Elitetruppe an. Unterdessen marschierten die Invasionstruppen weiter Richtung Bagdad, zum Teil allerdings von Sandstürmen behindert. Schwere Kämpfe gab es um Basra und Nassirija. Hingegen sei Umm Kasr im Süden nun vollständig unter Kontrolle, hieß es von britischen Militärs.
In der südirakischen Stadt Basra soll es am Dienstagabend nach Berichten britischer Medien zu einem Aufstand der Einwohner gegen die Truppen von Präsident Saddam Hussein gekommen sein. Teile der Bevölkerung hätten sich gegen die regierungstreuen Truppen in der Stadt erhoben, berichtete ein BBC-Korrespondent. Die irakischen Soldaten hätten auf die Aufständischen geschossen. Die britischen Verbände, die Basra eingekreist haben, hätten daraufhin zur Unterstützung des Aufstandes mit ihrer Artillerie auf die irakischen Truppen in der Stadt gefeuert. Sie planten, später mit Panzern in die Stadt einzurücken, um einen Erfolg der Rebellion sicherzustellen. In und um Basra war es zuvor zu heftigen Kämpfen zwischen britischen und irakischen Truppen gekommen. Gestern wurde Basra von der Kriegskoalition, entgegen bisheriger Strategie, zum „militärischen Ziel“ erklärt.
Die Bombardierung der bei Bagdad gelegenen Stellungen galt nach Angaben eines US-Generals den Kasernen der Republikanischen Garden in den südlichen Außenbezirken sowie Schaltstellen der Regierung im Zentrum. Bei dem Hubschrauberangriff sei die Kampffähigkeit der Medina-Division bedeutend verringert worden, erklärte er. Der britische Premierminister Tony Blair hatte den geplanten Angriff auf die Republikanischen Garden am Montag im Londoner Unterhaus als einen „entscheidenden Moment“ bezeichnet. Es sei Hauptziel der alliierten Truppen, Bagdad so rasch wie möglich zu erreichen. Blair reist heute zu einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush nach Camp David.
Rund 4.000 US-Marineinfanteristen durchquerten die Stadt Nassirija, begleitet von schweren Kämpfen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Sie nahmen eine etwa zwei Kilometer lange Strecke zwischen zwei Brücken über den Euphrat ein. Der Reporter meldete zudem, dass er mehr als hundert Leichen von Irakern gesehen habe. Ob es sich um Soldaten oder Zivilisten gehandelt habe, sei nicht zu erkennen gewesen.
Der Einsatz deutscher Awacs-Besatzungen über der Türkei bedarf vorerst keiner Zustimmung des Bundestags. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wies gestern einen Eilantrag der FDP-Bundestagsfraktion ab. In der Begründung hieß es unter anderem: Eine Entscheidung im Sinne der FDP griffe erheblich in den Kernbereich der außen- und sicherheitspolitischen Verantwortung der Bundesregierung ein.