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Archiv-Artikel

Neues Bafög füllt die Hörsäle

Wie von den Bildungspolitikern gewünscht, steigt die Zahl der Studienanfänger stark an. Die Ministerin sieht einen Erfolg ihrer Reform – weiß aber nicht, wer ihn bezahlen soll

BERLIN taz ■ Endlich eine gute Nachricht aus der Bildungspolitik. Nach den diversen Pisa-Schocks, welche die internationale Schülerstudie „Programme of International Students Assessment“ im Land ausgelöst hat, war gestern geradezu ein Aufatmen zu spüren, als Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) den 15. Bafög-Bericht vorstellte. Danach ist es gelungen, die Zahl der geförderten Studierenden um 58.000 zu steigern.

Im Wintersemester 2001/2002 haben 302.000 Studierende Bafög erhalten. Bulmahn glaubt sogar, „dass das neue Bafög einen regelrechten Run auf die Hochschulen ausgelöst hat“. Die Studierendenquote eines Jahrgangs ist bei den Anfängern auf fast 35,6 Prozent gestiegen. Im Jahr 1998 lag sie noch bei 28 Prozent. Mittlerweile sind fast zwei Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben.

Bulmahn zeigte sich besonders erfreut darüber, dass es Rot-Grün gelungen sei, „vielen jungen Menschen aus einkommensschwachen Familien die Entscheidung für ein Studium zu erleichtern“. Allerdings lässt sich diese These in dem ausführlichen Bafög-Bericht nicht mit Zahlen untermauern. Inwieweit sich die soziale Zusammensetzung der Studierenden durch das neue Bafög wirklich verändert hat, wird erst aus dem Sozialbericht des Deutschen Studentenwerks abzulesen sein, der im Sommer erscheinen soll.

Der Bafög-Bericht rief ein geteiltes Echo hervor. „Das Image der Studienförderung hat sich stark verbessert“, lobte zum Beispiel der Generalsekretär des Studentenwerks, Dieter Schäferbarthold. Das Ansehen der Studienförderung, das unter Kohl „sehr negativ geworden war“ (Schäferbarthold), ist derart gestiegen, dass es sich inzwischen auf Stipendien aller Art auswirkt. Die Anfragen für ein Studium in den USA sind beim Studentenwerk geradezu explodiert. Dabei hat sich für die USA gar nichts geändert. Das neue Bafög erlaubt lediglich, Auslandsstudien ganz allgemein für ein Jahr von Deutschland aus zu fördern.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Katherina Reiche, fand kein gutes Wort für das neue Bafög. Sie monierte, dass die Regierung nicht in der Lage sei, ihre eigenen Bafög-Steigerungen zu bezahlen. „Der Forschungs- und Bildungshaushalt 2003 ist bereits jetzt Makulatur“, sagte Reiche. Der Bafög-Haushaltstitel für 2003 weise bereits jetzt einen Fehlbetrag von 50 Millionen Euro auf. Reiche gab freilich auch zu, warum das so ist – wegen der großen Nachfrage.

CHRISTIAN FÜLLER

meinung und diskussion SEITE 12