: Altern weltweit
Im April vorigen Jahres tagte in Madrid der zweite Weltaltengipfel der UNO. Während beim ersten Gipfel dieser Art vor zwanzig Jahren in Wien der Schutz von Senioren im Vordergrund stand, ging es nun um das Potenzial der alten Menschen als Handelnde – besonders in Entwicklungsländern.
In einem Aktionsplan einigten sich die Teilnehmerstaaten darauf, nach Mitteln und Wegen zu suchen, ältere Menschen stärker in die Gesellschaft einzubinden. Dieser Plan hat keinerlei Rechtskraft, dient aber Regierungen und Nichtregierungsorganisationen als Richtlinie. Zur Umsetzung sind regionale Folgekonferenzen geplant.
In Afrika hat die Organisation Afrikanischer Staaten (OAU) bisher am meisten erreicht: Im Juli 2002 verpflichteten sich die Regierungschefs der Mitgliedsländer in einer Rahmenvereinbarung zu nationalen Leitlinien und Gesetzen zum Thema Alter. Dies ist auch der engen Zusammenarbeit mit der wohl bekanntesten Nichtregierungsorganisation, die sich für Alte engagiert, HelpAge International, zu verdanken.
Fakten aus dem in Madrid vorgelegten Bericht Die alternde Weltbevölkerung 1950–2050: Die Zahl der Alten steigt weltweit, in Entwicklungsländern schneller als in den Industrieländern.
Noch ist der prozentuale Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung in Europa mit zwanzig Prozent weit höher als in Entwicklungsländern. Dort sind nur fünf Prozent der Menschen älter als sechzig Jahre. Wegen sinkender Geburten- und Sterblichkeitsraten wird sich die Zahl der Alten in den Entwicklungsländern aber bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf zehn Prozent verdoppeln.
Weltweit wird zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit Mitte dieses Jahrhunderts die Zahl der über Sechzigjährigen die Zahl der Kinder unter vierzehn übersteigen.
Die heutige Altersstruktur vieler Industrieländer wird auch in Entwicklungsländern Realität. Der Anteil der Bevölkerung im mittleren Alter, die für die wirtschaftliche Versorgung zuständig ist, sinkt.
Die volle Wucht des Altersbooms werden vor allem die Entwicklungsländer zu spüren bekommen: „Während die Industriestaaten zuerst reich und dann alt wurden, altern die Entwicklungsländer, bevor sie reich werden“, brachte Gro Brundtland, WHO-Generalsekretärin, das Dilemma auf den Punkt.
In Ghana lebten Mitte 2001 etwa zwanzig Millionen Menschen. Die Bevölkerung wächst um etwa 2,2 Prozent pro Jahr, das heißt, dass 2050 in dem westafrikanischen Land 32 Millionen Menschen leben werden – die Bevölkerung wächst um mehr als die Hälfte. Noch sind 43 Prozent der Ghanaer jünger als fünfzehn Jahre, nur drei Prozent sind älter als 65. Frauen werden im Durchschnitt 59 Jahre alt, Männer 56.
Die traditionelle Überzeugung, dass die Gemeinschaft vom Ausgleich der Generationen abhängt, spiegelt sich in einem Sprichwort der Volksgruppe der Akan: „Die Hand eines Kindes kann zwar das Regalbrett nicht erreichen, aber die Hand eines Erwachsenen kommt auch nicht durch den Hals der Kürbisflasche, die auf dem Regalbrett steht.“ CAROLIN CALLENIUS