Vizepräsident mit Maulkorb

Schulterschluss am Millerntor: Der FC St. Pauli dementiert Missklänge im Kampf gegen den Abstieg aus der zweiten Bundesliga und stärkt demonstrativ Trainer Franz Gerber den Rücken

von MARCO CARINI

Corny Littmann sprach gestern Klartext: „Auch wenn wir absteigen, bleibt Franz Gerber unser Trainer.“ Damit erteilte der Präsident des FC St. Pauli den Gerüchten eine Absage, Ex-Coach Dietmar Demuth werde nach einem möglichen Abgang des Teams aus der zweiten Liga seinem Nachfolger nachfolgen.

Hintergrund der Medien-Spekulation: Während das Verhältnis zwischen Manager Beutel und Trainer Gerber als angespannt gilt, sind Demuth und Beutel ganz dicke miteinander. Zudem ist Gerber nicht gerade billig, Demuth aber noch immer ohne neuen Job.

Als gezielte Gerber-Demontage wirkte zudem eine Kritik von Vize-Präsident Gunter Preussker. Der Unternehmer hatte nach der Heimspiel-Niederlage gegen Reutlingen betont, die Mannschaft habe „konzeptlos“ agiert. Zudem wurde Preussker mit den Worten zitiert, „die Handschrift des Trainers“ sei „nicht erkennbar“ gewesen – eine Äußerung, die der Pauli-Vize aber „nie gesagt“ haben will.

Bereits am Mittwoch hatte sich Preussker bei Mannschaft und Trainer für den Vorwurf der Konzeptlosigkeit entschuldigt. Gestern verpasste er sich einen Maulkorb: Er werde als Nicht-Fußballfachmann in Zukunft „äußerste Zurückhaltung bei der Kommentierung der sportlichen Leistung“ der Mannschaft üben, versprach der Vize zerknirscht.

Für Unruhe hatten zudem Medienveröffentlichungen gesorgt, Gerber halte das Ziel eines sofortigen Wiederaufstiegs bei einem Regionalliga-Sparetat von 1,3 Millionen Euro für „unrealistisch“. Gestern stellte der Verein klar: Die Lizenzunterlagen sehen einen Etat von 2,3 Millionen Euro vor. Pauli-Sprecher Christof Hawerkamp: „Das ist sehr konservativ geplant, wir glauben den Etat noch erhöhen zu können.“ Unter solchen Bedingungen soll nun auch Franz Gerber auf das Ziel „sofortiger Wiederaufstieg“ eingeschworen werden.

Der beschäftigt sich derzeit nach eigenem Bekunden ohnehin „nur zu 20 Prozent mit der Regionalliga“. Das vorrangige Ziel müsse sein, „den Abstieg aus der zweiten Liga doch noch zu verhindern“. Da waren sich alle Verantwortlichen nun endlich mal wirklich ganz einig.