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Archiv-Artikel

Nicht in den Lostopf greifen

Der Berufs-und Fachverband der Supervisoren führt ab dem 1. April neue Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung ein und will damit sicherstellen, dass jedem gut geholfen wird

von ANNE HANSEN

Wenn man es genau nimmt, kann sich auch ein Lehrer „Supervisor“ nennen, der Gespräche unter den Kollegen organisiert. Heißt: „Supervisor“ bzw. „Supervisorin“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Und genau das ist das Problem. Supervisoren gibt es wie Sand am Meer, und für den Kunden wird es da natürlich immer schwieriger, den Richtigen für sich zu finden. Doch damit nicht genug. Woher weiß ich, dass ich einen qualifizierten Berater gefunden habe? Wie kann ich sichergehen, dass der angebliche Supervisor kein gekonnter Rhethoriker ist, der lediglich den Auftrag haben will?

In diesen Fragen kann die „Deutsche Gesellschaft für Supervision e.V.“ (DGSV) in Köln helfen. „Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Supervisor Mitglied im DGSV ist. Dann weiß man, dass er gewisse Standards erfüllt“, erklärt Veronika Milke-Felling, Sprecherin der Regionalgruppe Hamburg. Alle 3400 Vereinsmitglieder haben eine Ausbildung in einer anerkannten Institution hinter sich, verpflichten sich zur regelmäßigen Weiterbildung und arbeiten bereits seit mindestens fünf Jahren in der Praxis.

Damit sich die DGSV künftig noch sicherer fühlen kann, „dass sie dem Markt gute Supervisoren schickt und die Kunden sich nicht auf treue Augen verlassen müssen“, wie Veronika Milke-Felling es ausdrückt, gibt es ab 1. April so genannte „Qualitätssicherungsmaßnahmen“. Dann können die Mitglieder pro Jahr eines von sechs Weiterbildungsangeboten wahrnehmen und bekommen im Gegenzug eine Teilnahmebestätigung. Für den Kunden sei das eine Kontrolle. „Er sieht, ob der Supervisor sich weiterbildet und sich für seine Arbeit einsetzt“, erklärt die zweite Sprecherin Ulrike Dahmke.

Eine absolute Garantie für einen qualifizierten Supervisor sei das dennoch nicht. „Auch bei uns gibt es natürlich schwarze Schafe“, befüchtet Dahmke. „Und außerdem kann man ja nicht sagen, dass alle schlecht sind, die nicht in unserem Verband sind.“

Doch eins können und sollten die Suchenden tun, rät Ulrike Dahmke: sich im Vorfeld Gedanken machen. „Was ist für mich wichtig und was soll die Beratung bringen?“ Ohne diese Fragen würde der Kunde tatsächlich in „den Lostopf greifen“.

Daneben sei es wichtig, sich den Vertrag genau anzusehen. Sie empfiehlt: „Wenn da nichts Konkretes drinsteht, was wie gemacht werden soll, würde ich schon misstrauisch werden.“ Und, fügt ihre Kollegin Veronika Milke-Felling hinzu, „auch wenn der Anbieter zu billig ist, muss man aufpassen“. Qualität habe ihren Preis, eine Stunde Supervision kostet zwischen 70 und 100 Euro. „Wenn da jemand drunter liegt, will der wahrscheinlich nur den Auftrag haben“, glaubt sie. Ein weiteres wichtiges Kriterium sei die Wellenlänge zwischen Supervisor und Kunde. Die sage zwar zunächst nichts über Qualität aus, stimme sie aber, sei die Beratung auf jeden Fall erfolgversprechender.

Kollegin Ulrike Dahmke bringt es auf den Punkt: „Wenn das Problem gelöst wurde, war der Supervisor wohl der Richtige.“ Und ihre Kollegin Veronika Milke-Felling fügt noch schnell hinzu: „Und jeder findet einen Guten. Auf jeden Pott passt schließlich ein Deckel.“