die vulkan-pleite

„Nieten in Nadelstreifen“

Die Vulkan-Pleite ist ein Paradebeispiel für die verfehlte Bremer Industriepolitik der 80er- und 90er-Jahre. Allein zwischen der Schließung der AG Weser (heute steht hier der Rohbau des Space Park) 1984 und dem endgültigen Ende des Vulkan 1997 hatte das Unternehmen 1,8 Milliarden Mark Subventionen aus Landesmitteln erhalten.

Vergeblich: Mit dem Konkurs endete in Bremen nach mehr als 200 Jahren die Geschichte des Handelsschiffbaus.

Wirtschaftsstaatsrat Friedrich Hennemann (Foto), 1987 vom Bremer Senat als Manager eingesetzt, hatte bis zum Ende einen Konzern von mehr als 100 Firmen in Ost wie West geschmiedet – mit insgesamt 23.000 Arbeitern. Missmanagement sowie die schwierige Marktlage sind wohl für das Ende des Firmenkonglomerats verantwortlich. Als die beteiligten Banken plötzlich ihre Hilfe verweigerten, stürzte der Vulkan wie ein Kartenhaus zusammen. Bremen war geschockt.

Ein Untersuchungsausschuss sollte schließlich die Nähe zwischen Politik und Vulkan klären. „Verschweigen bis hin zu Lug und Trug“ konstatierte Ausschusschef Hermann Kuhn von den Grünen am Ende der Vernehmung von 75 Zeugen.

Im Dezember 2001 verurteilte das Bremer Landgericht Hennemann und zwei weitere Manager zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren, weil sie die „Betreuungspflicht“ für die Gelder missbraucht hatten, die ihnen die Treuhand bei der Übernahme der Werftbetriebe in Wismar und Stralsund gezahlt hatte. Als der Vulkan-Verbund 1995 in die Krise driftete, hätte der Konzern auf einen Schlag 854 Millionen Mark an die Ostwerften zurückzahlen müssen – was er nicht konnte. Dass die Gelder nicht „jederzeit“ bereit standen, sondern für Defizite westlicher Vulkan-Betriebe draufgingen, habe der Vorstand seit 1993 bewusst in Kauf genommen.

Die Rolle des SPD-Manns Hennemann ist zumindest umstritten. Selbst führende Sozialdemokraten hatten in den Chefetagen in Bremen Nord „Nieten in Nadelstreifen“ erkannt.

Hans Koschnick, Ex-Bürgermeister und in der Schlussphase Aufsichtsrat beim Vulkan, klagte vor dem Untersuchungsausschuss: „Auch noch so gute Beamte können nicht als Unternehmer arbeiten.“  ksc