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Archiv-Artikel

Bekenntnis zum Terror

Eine radikale sunnitische Gruppe übernimmt im Internet die Verantwortung für die Anschläge im kurdischen Arbil

BERLIN taz ■ Eine militante islamische Gruppierung namens „Jaish Ansar al-Sunna“ (Armee der Sunna-Bewahrer) hat sich zu dem doppelten Selbstmordanschlag in Arbil bekannt. Zwei ihrer „Brüder“ seien in die „beiden Höhlen des Teufels in Arbil“ eingedrungen und hätten den Märtyrertod gefunden, hieß es in einer über das Internet verbreiteten Erklärung. Die Anschläge auf die Parteibüros der Demokratischen Partei (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) in der kurdischen Regionalhauptstadt hatten am Sonntag über 100 Menschenleben gefordert.

In dem Schreiben, dessen Authentizität sich nicht überprüfen lässt, werden die Anschläge als Vergeltungsaktion für die „Kollaboration“ der kurdischen Parteien mit den Amerikanern bezeichnet. Die beiden Parteichefs, Masud Barzani und Jalal Talabani, hätten den „Kreuzzüglern“ den Weg geebnet. Scharf wird die PUK für ihre gemeinsame Offensive mit den Amerikanern gegen die „Ansar al-Islam“ (Helfer des Islam) im März vergangenen Jahres angegriffen, bei dem die kurdische Terrorgruppe mit Verbindungen zum Netzwerk al-Qaida ihre Basen im Südosten Kurdistans verlor.

Die verbliebenen Ansar-Kämpfer flohen damals ins iranische Nachbarland. Nach Angaben von kurdischen Sicherheitskräften ist ihnen in den vergangenen Monaten aber wieder gelungen, im Irak Fuß zu fassen. Ob es sich bei der Sunna-Armee um eine Nachfolgeorganisation von Ansar al-Islam handelt, wie es die Namensgebung nahe legt, ist bislang unklar.

Die Organisation trat erstmals im Herbst in Erscheinung, als sie gegenüber einer arabischen Zeitung ihre Gründung bekannt gab und zum Dschihad (heiligen Krieg) gegen die Koalitionstruppen aufrief. Anfang Dezember erklärte sie Barzani, Talabani und den irakischen Politiker Ahmad Chalabi zu Ungläubigen und den „größten Verrätern an den Muslimen“.

Vor zehn Tagen trat die Gruppe in Ramadi und Falludscha, den beiden Zentren des so genannten irakischen Widerstands, erneut in Erscheinung. In einer von zwölf islamistischen Organisationen unterzeichneten Erklärung wurden Iraker gewarnt, mit den Amerikaner zu kooperieren. Die Amerikaner seien geschlagen und auf dem Rückzug, hieß es weiter. Sobald sie abgezogen seien, werde man die Macht übernehmen und Checkpoints errichten. Die „Kollaborateure“ hätten dann mit der Todesstrafe zu rechnen.

Seit Monaten wird im „sunnitischen Dreieck“ jeder von den Untergrundkämpfern unter Druck gesetzt und sogar mit dem Tod bedroht, der mit den Amerikanern zusammenarbeitet. Beobachter gehen davon aus, dass an den Anschlägen im Irak auch Mitglieder der islamistischen Internationale beteiligt sind.

Sicherheitskräfte haben möglicherweise einen weiteren Anschlag verhindert. Nach einem Bericht des kurdischen Fernsehens wurde in Kirkuk ein Jemenite mit einer großen Menge Sprengstoff festgenommen. Der Mann, über dessen Identität keine Angaben gemacht wurden, hatte das gleiche Hotelzimmer bewohnt wie einer der Attentäter von Arbil. INGA ROGG