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Archiv-Artikel

… die Rohrpost? Bald im Untergrund krepieren

Von AE

Gelbstichige Rohre, weiße Schaltknöpfe auf dunklen Marmorplatten, schwarze Maschinen auf weiß verkachelten Podesten – die Rohrpostanlage in der Monbijoustraße hat mehr von einer Kunstinstallation als von einer Industrieanlage.

1910 wurde das Postsystem im Keller des damals neu gebauten Haupttelegrafenamtes eingeweiht – am 30. November 2008 kann es zum letzten Mal besichtigt werden. Zu diesem Tag hat der Eigentümer dem Verein Berliner Unterwelten den Mietvertrag gekündigt. Dann haben die vom Verein seit 2003 organisierten Führungen dort ein Ende. Konkrete Pläne für das Haus hat der Besitzer nicht.

Holger Happel von den Berliner Unterwelten fürchtet, dass Teile der Anlage der künftigen Nutzung weichen müssen. Im Gespräch mit ddp betont er, sein Verein habe kein wirtschaftliches Interesse an der Rohrpost: „Das ist für uns ein Zuschussgeschäft.“ Die Anlage sei auch deshalb so wertvoll, weil sie eines der wenigen Beispiele für die zivile Nutzung der Unterwelt sei. Mit über 400 Kilometern Rohrleitungen hatte Berlin das zweitgrößte Rohrpostsystem der Welt. Bis 1963 wurden eilige Nachrichten mit Luftdruck von Postamt zu Postamt geschickt. Eine Rohrpostbüchse schoss mit 16 Metern pro Sekunde durch den Untergrund, in 15 Minuten vom Postamt Gesundbrunnen bis zum Flughafen Tempelhof.

Klingt nach einer effizienten Postzustellung. Vielleicht war früher manches ja wirklich besser? AE FOTO: ARCHIV