Gesamtschul-Abi – aber wo?

Auf einer Schulversammlung am Leibnizplatz sagte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) zu, dass es vielleicht schon 2004 eine gemeinsame Oberstufe für die stadtbremischen Gesamtschulen geben soll

taz ■ Gesamtschulen sind beliebt, das belegen die Anmeldezahlen. Gesamtschulen wären noch beliebter, wenn man dort Abitur machen könnte. Das belegte am Mittwochabend der brechend volle Theatersaal der Shakespeare-Company. „Gesamtschul-Theater“ wurde gegeben. Es soll, so hatten die Koalitionspartner im vergangenen Herbst beschlossen, an Gesamtschulen in Zukunft eine Oberstufe geben – aber wie und wo und wann, das ist bisher offen.

„Die Schnellläufer laufen schon und wir sitzen in den Startlöchern und wollen auch los“, drängelte eine Elternsprecherin. Konkret: Wenn für gymnasial-verdächtige Kinder ein verkürztes Curriculum an durchgehenden Schulen angeboten wird, dann drohen die Gesamtschulen zu Restschulen zu werden. Die Gesamtschul-Oberstufe muss im Sommer 2004 starten, erklärte Eberhard Dobers, der Gymnasial-Leiter des Schulzentrums Rübekamp, den Schulpolitikern an diesem Abend, denn dann beginnt die gesamte Oberstufe mit einem neuen Konzept. Die Schulbehörde war bisher nicht auf einen so schnellen Termin eingestellt, aber Willi Lemke war von dem Argument überzeugt und sagte zu, sich für den schnellen Termin einzusetzen.

Da war noch die zweite Frage, warum nämlich grundsätzlich Gesamtschüler nicht die Möglichkeit bekommen sollen, ihr Abitur nach 12 Jahren zu machen? „Drei von fünf der Spitzen-Leute, die bei uns gerade den Siemens-Preis bekommen haben, sind frühere Gesamtschüler“, sagt der Gy-Leiter vom Rübekamp. Die Gesamtschüler seien oft selbstständiger in ihrem Lernverhalten und nicht diejenigen, die unbedingt länger brauchten.

Die Gesamtschulen sähen es gerne, wenn in der Oberstufe ein Jahr „übersprungen“ werden könnte. Da widerspricht Dobers: Die Oberstufe soll auch nach dem neuen Konzept drei Jahre dauern. Wenn Schnellläufer, dann müssten diese nach neun Schuljahren an die Oberstufe kommen. Dafür müssten die Gesamtschulen noch eine Lösung finden, die den Integrations-Anspruch nicht unterminiere.

Letzte Frage: Wo könnte diese neue Oberstufe entstehen? Das Schulzentrum Am Rübekamp hat sich der Behörde schon als Standort angeboten. Schon jetzt kommen viele Gesamtschüler von der GSMitte und aus der Neustadt an den Rübekamp nach Walle. Wenn dieses Schulzentrum offiziell zur Oberstufe der Gesamtschulen erklärt würde, dann hätten die Gesamtschüler dort einen sicheren Platz. Derzeit haben Schüler aus dem Stadtteil den Vorrang.

Die Integrierte Gesamtschule Leibnitzplatz (IGL) hätte natürlich lieber eine Oberstufe direkt nebenan. Das Gebäude der Stadtbibliothek an der Friedrich Ebert Straße wird frei; es ist auf dem Immobilien-Markt unverkäuflich. „Das wäre ideal für uns“, sagt IGL-Leiter Norbert Rüppell. Schule gehöre in den Stadtteil, sagte eine Schülermutter. Die pädagogische Verkoppelung mit der IGL wäre einfacher. Die Hälfte der SchülerInnen, die eine Oberstufe zum Überleben mindestens brauche, könnte vom Leibnizplatz kommen. Von der GSM kämen zehn bis 20, die anderen Plätze würden schnell voll, erklärte eine Mutter, die ihren Sohn noch auf dem Alten Gymnasium hat.

Lemke erklärte am Ende, er wolle, dass die Bildungsdeputation noch vor der Wahl die Weichen stelle. kawe