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Archiv-Artikel

Gegen Leuchttürme

CDU-Herausforderer Hengstenberg will Dortmunds OB schlagen, indem er dessen Prestigeprojekte attackiert

DORTMUND taz ■ Mit 35 Jahren CDU-Oberbürgermeister in einer traditionellen SPD-Stadt: Was Oliver Wittke vor fünf Jahren in Gelsenkirchen gelang, will im September Frank Hengstenberg in Dortmund schaffen. Mit 96 Prozent der Stimmen kürte die Dortmunder CDU am Wochenende den Beamten zum Herausforderer von Oberbürgermeister Langemeyer. Vor allem mit scharfer Kritik an Dortmunds prestigeträchtigen Großprojekten will Hengstenberg den Amtsinhaber angreifen – auch wenn er dafür von klassischen CDU-Positionen abrücken muss.

„3do“, Phoenix-West, Sanierung des U-Turms - bei einem Haushaltsdefizit von 140 Millionen Euro seien gigantische Mammutprojekte nicht zu realisieren. Die geplante Bahnhofsüberbauung „3do“ kritisiert Hengstenberg heftig. „Entscheidend ist nicht, ob ich meine Unterhose in luftiger Höhe kaufen kann, sondern dass Dortmund einen Bahnhof bekommt, der die Verkehrsträger optimal verknüpft“, kommentiert er die Pläne der Stadt, der Deutschen Bahn und des portugiesischen Investors Sonae Immobilária, über den Gleisen ein Einkaufsparadies mit Hotelturm zu bauen.

Damit vollzieht Hengstenberg einen Kurswechsel: Bisher hatte sich die CDU stets für „die 3do“-Pläne ausgesprochen. Kritik am Sinneswandel Hengstenbergs übt der SPD-Fraktionschef Ernst Prüsse: „Man kann nicht ein Projekt unterstützen und dann kurz vor dem ersten Spatenstich alles in Frage stellen“, sagt er. „Es interessiert keinen, wo Hengstenberg seine Unterhosen kauft. Das ist Populismus.“ In Sachen „3do“ verspürt die SPD Rückenwind: Am Montag genehmigte die Bezirksregierung Arnsberg den neuen Flächennutzungsplan.

Frank Hengstenberg kehrt nicht nur dem „3do“ den Rücken. Auch die CDU-Unterstützung für den geplanten Mikrosystemtechnik-Park auf dem ehemaligen Hüttengelände Phoenix-West in Hörde bröckelt. „Die Branche entwickelt sich nicht wie erhofft,“ sagt er. Eine Absage erteilt Hengstenberg auch dem Plan Langemeyers, sich bei der Sanierung des U-Turms zu engagieren. Die Stadt hatte dem Investor Brau und Brunnen zugesichert, Teile des denkmalgeschützten Gebäudes für mehrere Jahre anzumieten.

Bei den oppositionellen CDU-Kollegen in den anderen Revierstädten zeichnet sich eine Abkehr von Leuchtturmprojekten noch nicht ab. Oberhausens CDU hält ebenso am Projekt O.Vision fest wie Duisburgs Christdemokraten an „Multi Casa“ und „Urbanum“. KLAUS JANSEN