: „Erleben“ heißt das Zauberwort
Mit „Incentive-Events“ wollen Unternehmen Mitarbeiter und Kunden bei Laune halten. Das will gelernt sein
Die Flasche Schaumwein als Dankeschön für treue Dienste am Betrieb reichte früher aus, um Mitarbeiter auch im nächsten Jahr zu Höchstleistungen zu motivieren. Heutzutage darf’s ein bisschen mehr sein und vor allem muss es englisch klingen: In „Incentive-Events“ werden ausgelaugte oder verdiente Mitarbeiter mit Überlebenstrainings in der Wildnis oder Kurzreisen zum Polarkreis belohnt. „Erleben“ scheint das Zauberwort der Branche zu sein.
Auch nach außen nutzen Firmen zunehmend abenteuerliche Veranstaltungen, um aus gelangweilten Verbrauchern, die nun wirklich keine Lust mehr haben, Rabattmarken zu sammeln, treue Kunden zu machen: Gewinnspiele, bei denen Wüstentouren, Überlebenstrainings oder Plattenverträge angeboten werden, versprechen Abenteuer und Kundenbindung pur. Mit Konzerten oder Streetballturnieren wollen Sportartikel-, Getränke oder Zigarettenhersteller ihre Labels als Lebensgefühl verkaufen.
„Die Nachfrage in diesem Bereich ist enorm“, sagt Susanne Venske vom Berliner Weiterbildungsinstitut Forum Berufsbildung e.V. Gerade in der Hauptstadt mit ihren zahlreichen Veranstaltungen gebe es einen „riesigen Bedarf“ an Event-Managern: „Um Veranstaltungen professionell planen und durchführen zu können, braucht man eine Vielzahl von Qualifikationen“, weiß die Sprecherin. Behördliche Auflagen müssten erfüllt werden, Künstler rechtzeitig gebucht, das Budget und Timing genau eingehalten werden.
Die dazu nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt das Forum Berufsbildung in einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Eventmanager. Diese Weiterbildung lässt sich koppeln mit einer Fortbildung zum Fachwirt in der Messe-, Tagungs- und Kongresswirtschaft, die mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abgeschlossen werden muss. Die Themenpalette ist vielfältig: Allgemeine Wirtschaftslehre, Personalwesen und Veranstaltungsrecht stehen ebenso auf dem Unterrichtsplan wie zum Beispiel Wirtschaftsenglisch oder Marketing. Insgesamt 21 Monate dauert der Lehrgang, der Unterricht findet abends zweimal in der Woche statt. Als Angestellte bei Event- oder Messeagenturen, in den Event-Abteilungen in Unternehmen oder vor allem als Selbstständige können Absolventen später ihr Brot verdienen.
Der gestiegenen Nachfrage hat auch die Europäische Medien- und Eventakademie in Baden-Baden Rechnung getragen. Neben Weiterbildungen zum Europäischen Eventmanager können Hochschulabsolventen in einem Aufbaustudium von vier Semestern ein Examen als Medien- und Eventmanager erwerben. Zugelassen werden Studenten, die neben einem abgeschlossenen Studium über eine mindestens einjährige Berufserfahrung verfügen. Formale Kriterien alleine reichen jedoch nicht aus, um in diesem Beruf bestehen zu können: „Sie müssen begeisterungsfähig, offen und kreativ sein“, sagt Ira Heinrich, die an der Akademie für den Studiengang zuständig ist.
Hinzu komme ein weiteres wesentliches Persönlichkeitsmerkmal: Stressresistenz. Doch die alleine dürfte in Zeiten zusammenkrachender Arbeitsmärkte wohl auch nicht ausreichen. Da hilft dann nur noch eines: Gottvertrauen.
VOLKER ENGELS
Infos: www.forum-berufsbildung.de und www.medien-und-event-akademie.de