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Archiv-Artikel

Spandau bei Berlin

Forscher teilen Berlin in sieben Lebenswelten. Ost und West spielen keine Rolle. Spandau fühlt sich unwohl

Die Teilung der Stadt ist überwunden. Zumindest wenn man die Berliner nach ihrem Wohlfühlfaktor fragt. Östlich wie westlich der einstigen Mauer sagen je 54 Prozent der Befragten an, dass sie „sehr gern“ in der Stadt wohnen. Auch bei der Werteorientierung lassen sich keine Unterschiede feststellen. „Gutes Familienleben“ und „Vertrauensvolle Partnerschaft“ rangieren in beiden Stadthälften ganz oben, „Macht und Einfluss“ ganz unten.

Nach Ansicht der Forscher der Hertie-Berlin-Studie lässt sich die Stadt heute am besten in sieben Lebenswelten aufteilen. Die „Kreativgebiete“ liegen in Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg. Die „Migrationsquartiere“ finden sich in Wedding, Moabit, Kreuzberg und Nord-Neukölln. Die „Bürgerlichen Statusgebiete“ erstrecken sich von Charlottenburg bis zum Wannsee. Im Osten ist die „Plattenbau-Kultur“, der „Grüne Ring Ost“ in Pankow, Treptow und Köpenick. Schließlich gibt es „Berlin-Süd“ rund um Tempelhof und „Berlin-Nord-West“ in Spandau und Reinickendorf. Ausgerechnet dort sind die Befragten am unzufriedensten, sagt Michale Zürn, Mitautor der Studie.

Während in Kreativgebieten wie Mitte 65 Prozent der Bewohner angeben, „sehr gern“ in der Stadt zu wohnen, seien es in und um Spandau gerade mal 40 Prozent – deutlich weniger als in den Migrationsquartieren, obwohl die soziale Lage objektiv gesehen in Spandau und Reinickendorf besser sei. „Dort gibt es die meisten Status-Ängste“, erklärt Zürn. Denn Zufriedenheit entstehe immer im subjektiven Vergleich zur Vergangenheit. Während neuzugezogene Berliner nahezu „euphorisch“ auf die Stadt blicken und Migranten stets die Lage in ihren Herkunftsländern im Hinterkopf hätten, werde in Spandau noch der West-Berliner Subventionswelt nachgetrauert. GEREON ASMUTH

Die Ergebnisse der „Hertie Studie Berlin“ kann man in dem soeben erschienen gleichnamigen Buch nachlesen. Eine Zusammenfassung steht im Internet unter www.hertie-berlin-studie.de