„Du bist gefeuert!“

Donald Trump sucht sich als Showmaster seine zukünftigen Lehrlinge aus. Wer ihm nicht kapitalistisch genug ist, den wirft er raus: „You’re fired!“

AUS NEW YORK SILKE MOHR

Donald Trump, Großgrundbesitzer in Manhattan, hat eine neue Geldader aufgetan. Als Executive Producer einer Reality-TV-Show auf NBC gibt er Nachhilfestunden in Kapitalismus. In „The Apprentice“ – was so viel heißt wie Anfänger, Lehrling – trainiert er junge Leute für einen Job in seinem Imperium. Er plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen über seine laufenden Geschäfte, bevor er die entsprechende Aufgabe zu Lektionen wie Einkauf, Werbung, Verkauf oder Verhandeln stellt.

Mister Trump ist „The Donald“ und agiert dabei auch als Showmaster. Er beobachtet seine 16 Schützlinge mit Argusaugen. Schließlich soll nach 15 Wochen ein männlicher und ein weiblicher Lehrling übrig bleiben, dem Trump in seinem Imperium zu einem fulminanten Start in den Beruf verhilft: mit einem garantierten Anfangsjahresgehalt von 125.000 Dollar.

Um das ersehnte Jobziel zu erreichen, wetteifert eine Gruppe von Männern gegen ein Frauenteam. Pro Sendung stehen sie vor neuen Herausforderungen, zum Beispiel billige Limonade zu einem möglichst hohen Preis zu verhökern, Werbekampagnen auf den Weg bringen, beim Bein-Enthaaren Preise verhandeln, den Umsatz eines Restaurants erhöhen sowie Goldbarren einkaufen. Gewonnen hat die Gruppe, die aufgrund ihrer Ideen oder Raffinesse den meisten Profit einfahren kann. Am Ende jeder Sendung scheidet einer aus dem Verliererteam aus. Er wird dann von „The Donald“ standesgemäß entlassen: „You’re fired!“

Nachdem in den ersten Folgen das Damenteam den Männern immer wieder zeigte, was eine tüchtige Geschäftsfrau ist, änderte „The Donald“ einfach die Spielregeln. Obwohl er noch nach dem Erfolg der Frauen lachte: „Ich werde nie mehr Männer einstellen.“ Mit zu viel Frauenpower kann er wohl nicht umgehen. Seit letzter Woche gibt es also gemischte Teams. In denen sehen die Männer gleich besser aus. Nun haben sie jemanden, auf den sie den Misserfolge schieben können. Das klappte auf Anhieb – und die erste Frau schied aus. „The Donald“ lässt sich bei der Entscheidung, wer entlassen werden soll, von zwei seiner Mitarbeiter beraten. Das Gewinnerteam diniert nach jeder Runde in einem First-Class-Restaurant. Alle Teilnehmer wohnen, solange das Rennen läuft und sie im Team bleiben, in exklusiven Suiten der Marke Trump in New York City.

Auch bei den Zuschauern kommt das Flimmerkastenprogramm des Tycoon gut an: Die Show hat Traumquoten, die Kandidatenauswahl für die zweite Staffel hat schon begonnen. Eine Begeisterung, die einerseits erstaunen könnte. Denn was ist „The Apprentice“ anderes als eine turbokapitalistische Selbstbeweihräucherung eines miesen Moguls? Und wer weiß, vielleicht sammelt The Donald, der im Jahr 2000 bereits darüber nachdachte, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, auch nur äußerst medienwirksam Punkte auf seinem Weg ins Weiße Haus. Andererseits gibt’s „The Apprentice“ auch in der Realität – dort heißt es „Assessment Center“.