: Erfolgreiche Mikrowelle
Österreich hat seit Januar ein einfaches Lkw-Mautsystem – und alle sind zufrieden. Überwacht wird der Verkehr über Funkwellen an der Autobahn
AUS WIEN RALF LEONHARD
Chaotisch und dilettantisch – das ist die österreichische Politik zur Frage des Alpentransits. Erfolgreich und hoch gelobt – das ist die Umsetzung der Lkw-Maut. Seit 1. Januar gilt für Lkw auf Österreichs Autobahnen die kilometerabhängige Straßenmaut für Schwerfahrzeuge. Zur Zufriedenheit der Betreiber und des für den Verkehr zuständigen Infrastrukturministeriums, wie nach einem Monat bilanziert wurde.
Die Autobahnfinanzierungs AG, Asfinag, meldete in den ersten 30 Tagen Einnahmen von 50 Millionen Euro. Bis Jahresende sollen es 600 Millionen sein. Peter Newole, der Geschäftsführer der österreichischen Europpass Lkw-Mautsystem GmbH, freute sich über den reibungslosen Einstieg. Die „Europpass“ ist die österreichische Tochter der italienischen Autostrade International, die sich jetzt auch um den Auftrag für das Mautsystem in Deutschland bewirbt. Von den Gerüchten, Autostrade wolle in das Toll-Collect-Konsortium einsteigen, hält Newole nichts: „Dafür gibt es keine Hinweise.“
Mauthäuschen, wie sie jedem Italienurlauber von den Autobahnen zwischen Udine und Messina bekannt sind, sind die Technologie von gestern. Auf das satellitenabhängige GPS-System will man sich aber noch nicht verlassen. Was sich jetzt in den ersten Wochen in Österreich bewährt hat, ist ein elektronisches, aber erdgestütztes System. An den Auf- und Abfahrten der Autobahn wurden insgesamt etwa 400 Mautstationen errichtet, die von einem Querbalken über der Fahrbahn jedes Fahrzeug durch Mikrowellen automatisch erfassen, das eine so genannte Go-Box hinter der Windschutzscheibe installiert hat. Dieses Gerät, das 5 Euro kostet und seit Jahresbeginn für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen (höchstzulässiges Gesamtgewicht) Pflicht ist, registriert dann die zurückgelegten Kilometer. Jeder Fahrer kann die Go-Box selbst nach Gewicht und Achsenzahl programmieren. Abgerechnet wird im Nachhinein per Tank- oder Kreditkarte. Die Kosten betragen durchschnittlich 22 Cent pro Kilometer.
Die Gesamtkosten des Systems für die Vertragsdauer von zehn Jahren bezifferte Peter Newole gegenüber der taz mit 750 Millionen Euro, davon seien ca. 300 Millionen Investitionen. Das Unternehmen beschäftigt 175 Angestellte, von denen viele allerdings nur Teilzeit arbeiten. Sie haben unter anderem die Aufgabe, per Bildschirm Mautpreller zu identifizieren und an die Asfinag zu melden. Die Anzahl der Mautsünder, die entweder noch gar keine Go-Box installiert oder diese falsch programmiert haben, sei mit rund zwei Prozent äußerst niedrig. Nur in den ersten Tagen wurden viele noch von der neuen Vorschrift überrascht. Das passierte vor allem auch Besitzern von Wohnmobilen.
Verlierer des neuen Systems sind vorerst die Anwohner von Bundesstraßen, die eine Zunahme des Schwerverkehrs registriert haben. Bei der Europpass GmbH rechnet man aber damit, dass die meisten Frächter doch wieder auf die Autobahnen zurückkehren werden. Zwar spart der Umweg Geld, kostet aber viel Zeit.