: Big in Deutschland
Die Schweizer Anti-Helden „Die Aeronauten“ gehen mit dem Album „Zu gut für diese Welt“ auf Tour
Klingt alles ein bisschen altbacken, schrammelige Surf- und Beatmusik, dazu dezidiert eingängige Bläsersätze und deutsche Texte. Ist eigentlich vorbei, Hamburger Schule, das war mal, und außerdem kommt diese Hamburger Schule aus Schaffhausen. Dazu war länger nichts zu hören von dieser Band namens Aeronauten: Im Oktober 2001 erschien die letzte Platte namens Bohème, pas de Problème, danach gab‘s eine kleine Tour. Und dann? „Wir gingen nach Hause, stellten Kinder in die Welt und versuchten irgendwo unser Geld zu verdienen“, schreibt Olifr M. Guz. „In Deutschland vermutete man, in der Schweiz wären wir hallenfüllende Stars, in der Schweiz dachte man an ‚big in Deutschland‘, und in Österreich vermuteten sie, wir wären überall groß, außer gerade bei ihnen.“
Geschrieben hat das Aeronauten-Sänger Guz im Booklet zur CD „Zu gut für diese Welt“, eine Neuerscheinung, die so neu nicht ist: Neun bislang unveröffentlichte Stücke treffen auf 16 Aeronauten-Klassiker, ein Best-of-Album also mit Liebhaber-Gimmicks und (Foto-)Rückblick auf über zehn Jahre Bandgeschichte. Kombiniert wird die CD-Veröffentlichung mit einer Tour, seit Anfang des Monats arbeiten sich die Aeronauten vom Süden hoch in den Norden: Heute spielen sie in Bremen, morgen in Hamburg und am Samstag in Hannover.
Best-of-CD nach zwei Jahren Pause – klingt ganz so, als ginge es um Abschied vom Band- und Tourleben. Was schade wäre: Selten, dass erklärte Anti-Helden derart charmant ohne Weinerlichkeit und Pathos auskommen, selten, dass es eine deutschsprachige Band schafft, so unaufgeregt und lebensklug vom Scheitern zu erzählen.
Die Stärke der Aeronauten ist ihre Bodenhaftung, ist ihr Verzicht auf Stilisierung, so weit so etwas möglich ist: Würde es eine Liga gegen die dicke Hose geben, man könnte die Aeronauten zur Beschallung der Jahreshauptversammlungs-Party einladen. Altbacken, und dabei genau auf den Punkt. Klaus Irler
Tourdaten: 12.2. Bremen, Römer; 13.2. Hamburg, Molotow; 14.2. Hannover, Bei Chez Heinz