: Der Herr der verbalen Gegenschläge
Iraks Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf glaubt an die Macht des Wortes bei der Verspottung des Feindes
Mohammed Said al-Sahhaf gehört schon jetzt zu den Kriegsgewinnlern in der Schlacht der Bilder und Worte. Er besetzt seit Ausbruch des dritten Golfkrieges weltweit die Bildschirme. Der immer uniformierte, scharfzüngige irakische Informationsminister beantwortet tagtäglich das amerikanische Bombardement mit massiven verbalen Gegenschlägen. Zu seiner Hausmarke gehören Ausdrücke wie „Wildesel und Schurken“ zur Beschimpfung der US-Amerikaner und Briten. Noch härter geht er jedoch mit seinen arabischen Gegnern um. Der Kommentator der saudischen Zeitung Al-Scharq al-Awast räumt ihm in der Geschichte der Kampfpresse einen Platz neben dem ägyptischen Polemiker Ahmad Said ein.
Al-Sahhaf glaubt an die Macht des Wortes bei der Verspottung des Feindes. Diese uralte, schon lange in der arabischen Welt überholte Unsitte soll die Ohnmacht des irakischen Regimes gegenüber einem überlegenen Feind kompensieren.
Gewöhnlich wirkt das arrogante, anmaßende und geistlose Auftreten al-Sahafs bei Irakern und Arabern abstoßend. Doch angesichts der Opfer in der Zivilbevölkerung durch die amerikanischen Bombardements rückt seine unfeine Art in den Hintergrund. Die US-Operation „Freiheit für Irak“ wird von vielen Irakern und Arabern als Aggression empfunden und erlebt.
Der Krieg machte al-Sahhaf zum Bindeglied zwischen dem irakischen Regime und der übrigen Welt. Die Arbeit der internationalen Korrespondenten hängt von ihm ab. Der irakische Informationsminister hat zudem neuerdings ab und zu die Ehre, Reden Saddams im irakischen Fernsehen zu verlesen. Der 62-jährige Politiker, von Beruf Lehrer, machte in den Medien der Baath-Partei Karriere. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit standen der Kult um Saddam Hussein, die Verbreitung der Staatsideologie und nicht zuletzt der Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde des Regimes. Dabei leistete al-Sahhaf bei der Verödung der irakischen Medien und der Erstickung des geistigen Lebens ganze Arbeit. Dafür wurde er mit höheren diplomatischen Ämtern belohnt. Nach dem zweiten Golfkrieg avancierte er 1992 zum Außenminister.
Nach neunjähriger, von der Auseinandersetzung um die Waffeninspektionen geprägter Tätigkeit kehrte al-Sahhaf im August 2001 zum Informationsministerium zurück. Er gilt seitdem als die schärfste Waffe Saddam Husseins bei der Durchsetzung seiner Politik.
Von der US-Politik, die nach dem 11. September den Irak zum Reich des Bösen erklärte und sich für den Sturz des dortigen Regimes entschied, hat al-Sahhaf maximal profitiert. Den Pragmatismus seines Chefs bei den letzten UN-Inspektionen hat er bei der irakischen Bevölkerung optimal ausgenutzt. Seine Argumente, dass die USA und Großbritannien Irak wegen seines Ölreichtums besetzen wollen, finden bei der irakischen Bevölkerung unabhängig von ihrem Verhältnis zum Regime Gehör.
Die Tage al-Sahhafs als Informationsminister sind gezählt. Sein Nachfolger wird wahrscheinlich ein US-Militär werden und auch Uniform tragen. Ob sich für die Iraker die Lage dabei ändern wird, ist fraglich. Die Kontrolle der Berichterstattung durch das amerikanische Militär und die Beschießung der Journalisten in Bagdad sind keine guten Omen für die Zukunft.
ADBEL MOTTALEB EL HUSSEINI