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Archiv-Artikel

Hochzeitsrituale

Von JUL

Patriarchat wird gemeinhin mit Männerherrschaft übersetzt. Dabei bedeutet das Wort patér im Griechischen Vater, und somit ist Patriarchat eigentlich die Herrschaft des Vaters. In der hinduistischen Kultur wird das Wort noch richtig übersetzt.

Match Making ist weltweit beliebt. In indischen Gesellschaften hat der Sport eine hohe Professionalität erreicht. Vor allem „Tanten“ im weitesten Sinne erkundigen sich gerne auf Familienfesten, zu denen bis zu siebenhundert Gäste geladen sind, nach der eligibility von Männern und Frauen, dem Zivilstand. Wenn der geklärt ist, werden Kastenzugehörigkeit, Ausbildungsgrad und Familienumfeld abgeklopft. Erst dann wird auch das vermeintliche Paar selbst konsultiert. Komal qualifizierte sich nicht nur durch Zugehörigkeit zur Oberschicht und Schönheit, sondern auch durch ihren Uniabschluss.

Chunni Chadana nennt man die offizielle Verlobungsfeier. Hier trifft sich die gesamte Verwandtschaft beider Seiten zum ersten Mal. Das wichtigste ist das Füttern der Brautleute durch die Familie. Abwechselnd stecken Verwandte der jeweils anderen Seite Braut oder Bräutigam kleine, extrem süße, orangene Bällchen in den Mund. So zeigt die erweiterte Familie, dass sie das Paar annimmt.

Ladies Sangeet ist die Zusammenkunft der Frauen der Nachbarschaft und Familie und einiger, sehr enger männlicher Verwandter zur Vorbereitung der Hochzeit. Mit rituellem Trommeln und Tanzen wünschen sie den Brautleuten Glück. Die Häuser der Brautleute sind zu diesem Zweck weithin sichtbar mit orangenen und roten Fähnchengirlanden dekoriert. Das Paar feiert den Sangeet getrennt, jeder in seinem eigenen Haus.

Mehendi ist ein Ritual für den Ladies Sangeet. Speziell Geschulte bemalen mit Henna die Hände der weiblichen Gäste mit Ornamenten. Die Braut bekommt auch die Füße bemalt. Je dunkler die rote Farbe am nächsten Morgen ist, desto mehr wird einen der Bräutigam lieben. Um die Farbe zu intensivieren, wird das Henna mit Zitronensaft beträufelt. Auf keinen Fall dürfen die Konturen verwischen. Die Braut verbringt die Nacht vor ihrer Hochzeit also mit ausgebreiteten Händen und gespreizten Beinen.

Baraat heißt die Prozession der Familie des Bräutigams zum Festplatz, wo die Hochzeit stattfindet. Der Bräutigam wird von einer Blaskapelle abgeholt und zieht mit dem tanzenden Festzug seiner Verwandten durch die Stadt. Der Bräutigam reitet auf einem Pferd und führt einen „lucky boy“, meist ein junger Cousin, mit sich. JUL