: In ungläubiges Staunen versetzt
Auf der Messe „ecclesia“ in Köln erhalten Geistliche, Gläubige und Glockenliebhaber einen guten Überblick über den letzten Schrei im konfessionellen Kommerz und „christliche Geschenkideen“
VON CHRISTIAN GOTTSCHALK
Noch bis heute um 18 Uhr hat die „ecclesia“, die „Fachmesse für Kirchenausstattung und religiöses Leben“ in der Halle 5 des Messegeländes ihre Pforten geöffnet. 100 Aussteller, vorwiegend aus Deutschland, präsentieren auf 5000 Quadratmetern Produkte und Dienstleistungen rund ums Thema Kirche und Gemeinde. Von B wie Beschallungen über G wie Glocken und Zubehör, K wie Kreuze, M wie Messwein und O wie Orgeln bis V wie Verlage, Einkäufer beider Konfessionen finden hier einen Überblick über die Leistungen der Branche. Die Themenpalette ist weit gefächert: Kreative, aber gleichzeitig kostengünstige Kirchenausstattung, Management, moderne Technologien für die Gemeinden, Geschenkartikel für Christen und schließlich christliche Popmusik.
Die „ecclesia“ findet bereits zum 8. Mal statt, nach Stationen in Augsburg, Fulda und Essen, fand sie im vergangenen Jahr in Köln eine Heimat, und hier, im größten Bistum Deutschland wird sie auch ansässig bleiben. 2004 hat erstmalig die Kölnmesse die Regie übernommen. Jan Pothof, Geschäftsführer der Kölnmesse Ausstellungen GmbH, sieht in der Zukunft für die Kirchenfachmesse „ein enormes Wachstumspotenzial“. Vor allem die Bereiche Kirchenmusik, kirchliches Reisen, Pilgerreisen, Wallfahrtsorte, Tagungsstätten, Versicherungen und Banken und in die Einbeziehung des Bauhandwerks sollen, so Pothof, in den nächsten Jahren Wachstum bringen. Alfred Kohlenberg und Götz Klatt, die für die Kölnmesse die „ecclesia“ organisieren, glauben, dass die Messe bereits im nächsten Jahr „doppelt, wenn nicht dreimal so groß“ sein wird.
Die Zielgruppe besteht aus Kirchenvorständen, Pfarrgemeinderäten, Küstern, Organisten, Ordensleuten und kirchlichen Mitarbeitern, allen in der Kirche also, die ein Budget zur Verfügung haben. Doch, so gibt Klatt zu, „im klassischen Sinne kapitalistisch-kommerziell“ sei die Messe nicht. Die Zielgruppe lege viel Wert auf Austausch, Käufe würden sehr sorgsam abgewogen. Klatt und Kohlenberg haben beobachtet, dass „Anbieter und Abnehmer“ deckungsgleich sind. Ganz augenscheinlich wird dies auf der Messe dann, wenn Nonnen Nonnen beraten. Aber auch sonst sucht man den knallharten Verkaufsprofi im dunklen Dreiteiler hier eher vergeblich.
Am Stand für tragbare Lautsprecheranlagen beginnt der Aussteller zwar mit einer Präsentation seiner Produkte, doch um vier Uhr nachmittags ist die Halle lange nicht mehr so gut besucht wie am Vormittag, bald bricht der Verkäufer seinen halbherzigen Versuch ab und überlässt die Beschallung der Halle wieder den Orgelherstellern. Geworben wird hier eher bodenständig: „Cerion Kerzen – Ihr Spezialist in Kirchenkerzen. Eigener Lieferservice! Rücknahme von Topfwachs und Leergut!“, „Perrot Turmuhren GmbH. Erfahrung – aus Tradition“, „Das Gotteslob, ein ganz besonderes Geschenk (J.P. Bachem Verlag)“.
Viele Stände bieten schlicht die notwendige Ausstattung einer Kirche: Kelche für das Abendmahl, Messwein und Oblaten, Kirchenfenster (Herstellung und Restauration), Gestühl für Kirche und Gemeindehaus, elektronische Anzeigetafeln für Liednummern, christliche Dienstkleidung, wie zum Beispiel prächtige und farbenfrohe Paramente, Bibeln und so weiter. Pfarrer und Pastoren finden aber auch Software zur Predigtvorbereitung. Und sollten sie damit technische Probleme haben, besuchen sie den messebegleitenden Workshop „EDV für Pfarrer und Gemeindemitarbeiter“ des Vereins „Pfarrer und PC“. Auch kirchliche Organisationen wie Don Bosco Club, Kolpingwerk (wo Kirche ist, da ist auch Kolping) oder „Jugend für Christus“ mit ihrem „Tee-Mobil“ dürfen auf dieser Messe natürlich nicht fehlen.
Die Firma „uljö“ bietet „Christliche Geschenkideen“ an: zum Beispiel Autoaufkleber wie den berühmten Fisch, Kugelschreiber mit der Aufschrift „Wer glaubt, gewinnt“, Taschenrechner mit der Aufschrift „Rechne mit Gott“, Taschenlampen mit der Aufschrift „Jesus bringt Licht ins Leben“, Aluminium-Wanduhren mit der Aufschrift „Die Zeit in Gottes Händen“ oder auch Lineale mit der Aufschrift „Die Bibel –Maßstab für mein Leben“. Viele dieser Artikel kann man direkt hier kaufen.
Für Jäger von Werbegeschenken taugt diese Messe überhaupt nicht. Allein der Sender „Radio Vatikan“ verschenkt kleine Streichholzbriefchen mit Werbeaufdruck. Bei 7,50 Euro Eintritt kein gutes Geschäft.