press-schlag : Viiiivaaaa Colooooniiiiaaaa!!!!
Rechtzeitig zur Karnevalszeit bereitet der 1. FC Köln das vor, was er am besten kann: Fröhlich absteigen
In dieser Woche beginnt also endlich die Hochzeit des Karnevals, da werden sie wieder mächtig lustig sein im Rheinland – Viiiivaaaa Colooooniiiiaaaa!!!! Köln singt, oder wie der Lateiner formuliert: Colonia cantat. Das können sie ja einigermaßen, aber Fußball spielen dafür nicht so gut, weswegen sich der örtliche 1. FC schon wieder fröhlich dem Untergang entgegenschunkelt. Wenn die als Fußballprofis verkleideten Männer den gezielten Torschuss weiterhin so scheuen wie die Jecken den Aschermittwoch, hat es sich bald ausgevivatet in Colonia, zumindest was die Existenz in der ersten Liga angeht.
Selbst schuld, schließlich hat der Fußballphilosoph und -trainer Ernst Happel schon vor ganz langer Zeit doziert: „Wer kein Tor schießt, kann auch nicht gewinnen.“ Diese Erkenntnis hat sich offenbar gerade erst nach Berlin herumgesprochen (wo die Hertha dank des 3:2 in Freiburg das Tabellenende abgegeben hat), aber eben noch nicht bis nach Köln (wo der 1. FC den letzten Platz durch das 0:2 gegen Schalke übernommen hat). In Köln haben sie nun die wenigsten Tore aller Erstliga-Klubs geschossen und dafür konsequenterweise die wenigsten Punkte bekommen. Vor zwei Jahren gelang ihnen so der Abstieg. Die Stimmung beim Karneval trübte das freilich kaum. Und jetzt alle: Viiiivaaaa Coooolooooniiiia, morituri te salutant.
Vielleicht sollten sich die kölschen Jungs ja mal ein Beispiel an Bremen nehmen, wo sie Happels These gerade widerlegen. Am Samstag schossen die Werder-Profis kein Tor – und wurden anschließend zu den Gewinnern des 20. Spieltags erklärt. Das muss ihnen erst einmal jemand nachmachen. Aber sie können derzeit anscheinend machen, was sie wollen, sie gewinnen immer – selbst wenn sie gar nichts machen. Werder spielte schließlich erst gestern Abend gegen Kaiserslautern. Aber so sind die Gebräuche im Sport: Da gilt eine Mannschaft schon als Gewinner, wenn die anderen Punkte verlieren.
Von Werder Bremen kann man sich derzeit allerhand abschauen, die zuletzt eher weniger erfolgreichen Kameraden des VfB Stuttgart tun das ja auch eifrig. Der Klassenprimus hat die letzten zwei Pflichtspiele ja hauptsächlich deshalb gewonnen, weil er vom Schiedsrichter einen Mitspieler des Feldes verweisen ließ und auf diese Weise Freiräume vor dem gegnerischen Tor schuf, die er zu Siegtreffern nutzte. Mit dieser Taktik probierten es die Stuttgarter nun auch: Nach dem 1:0 gegen Mönchengladbach provozierte Boris Zivkovic seine Hinausstellung, dummerweise so früh, dass die Borussen kontern konnten mit dem Platzverweis von Enrico Goede. Den zusätzlichen Freiraum nutzten sie immerhin zum 1:1. Das hebt doch gleich die Stimmung im Rheinland. Viiiivaaaa Boooorussiiiiaaaa! JOACHIM MÖLTER