: Alles wieder gut beim SWR
FREIBURG taz ■ Die Affäre „Spätzlesender“ ist zu Ende. Der ehemalige Fernsehmoderator und Redakteur Gunter Haug wird vom Südwestrundfunk (SWR) wieder eingestellt. Er war im November 2001 fristlos entlassen worden, nachdem der Sender in Haugs Kriminalroman „Höllenfahrt“ eine Verunglimpfung des SWR entdeckt hatte.
In dem literarisch nicht sehr anspruchsvollen Buch hatte Haugs Protagonist, ein schwäbischer Kommissar, nebenbei auch über einen „als schlafmützig geltenden Fernsehsender in der Landeshauptstadt“ gelästert, eine Ansammlung von „Fernsehbeamten, die meist durch Beziehungen dort untergebracht worden waren“.
Mit diesen Passagen, so argumentierte der SWR, habe Haug das „Ansehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschädigt“. Haug argumentierte, diese kritischen Passagen beträfe gar nicht den erst 1998 per Fusion gegründeten SWR, sondern den alten Süddeutschen Rundfunk (SDR).
Jetzt haben Sender und Journalist den Streit beigelegt. Haug wird ab erstem Mai wieder für den SWR arbeiten: dem Journalisten wird nun auch das Gehalt der letzten eineinhalb Jahre nachbezahlt. Im Gegenzug unterzeichnete Haug eine gewundene Erklärung, in der er sich für die von ihm „nicht beabsichtigten Missverständnisse und Verstimmungen“ entschuldigt.
Den Boden für eine Einigung aber mussten die Gerichte bereiteten. Schon vor dem Arbeitsgericht Stuttgart hatte Haug im letzten Sommer Recht erhalten. Sein Kriminalroman sei von der „literarischen Freiheit“ geschützt, hieß es damals. Und als dem SWR in der Berufung vor dem Landesarbeitsgericht eine neue Niederlage drohte, nahm der Sender eine Auszeit und bot Haug einen Vergleich mit Wiedereinstellung an.
Zuvor hatte Haug mehrere Abfindungsangebote ausgeschlagen, die ihm bis zu 100.000 Euro eingebracht hätten. „Es würde das Klima der Angst beim SWR nur verstärken, wenn ich das Geld nehmen und aufgeben würde“, hatte er vor dem Arbeitsgericht argumentiert.
Haug, der zuletzt die volkstümliche „Abendmelodie“ moderierte, soll jetzt in seiner alten Funktion als „leitender Redakteur im Range eines Abteilungsleiters“ wieder eingestellt werden. Welche Aufgaben er künftig übernimmt, ist noch offen.
CHRISTIAN RATH