: Plus-Ökonomie
Beim Theaterdiscounter gibt man dem Geiz als Antrieb für den Kulturbetrieb seine Chance. Erstes Schnäppchen ist „vorwärtsgänge rückwärtsgänge“ von Kathrin Röggla
Luxus hat derzeit ein ziemlich schlechtes Standing. Traut man sich doch gar nicht mehr dazu, und das liegt nicht mal an den schlappen Geldbeuteln. Nö: Das hat mit dem Wertewandel zu tun, der einem allerorten und in den allergrößten Lettern sein „Geiz ist geil!“ entgegenbrüllt. Die Schmuddelwörter von einst führen nun die Hitlisten an, gehuldigt wird dem „Discounter“ und der „Resterampe“, und wer meint, dass der Kulturbetrieb schnöselig die Nase hoch rümpfend da abseits stehen könnte, hat schlichterdings übersehen, dass im Handel um das Wahre, Schöne, Gute eben diese Dinge sowieso meist nur verramscht werden. Der Kulturbetrieb Supermarkt. Die Plus-Ökonomie. Von Aldi siegen lernen. Also hohe Qualität zu niedrig kalkulierten Preisen, das soll nun das Prinzip vom ersten Berliner Theaterdiscounter sein, der am morgigen Mittwoch in der Packhalle im ehemaligen Telegrafenamt an der Monbijoustraße seine Pforten öffnet. Als erstes Schnäppchen wird „vorwärtsgänge rückwärtsgänge“ von Kathrin Röggla gegeben (zu der auch eine Seite weiter vorn was zu lesen ist); als Uraufführung (nur frische Ware wird bei diesem Theaterdiscounter verhandelt), in der Regie von Georg Scharegg, dem Gründer der Theatergruppe Theatervorrat, der mit einem Team unabhängiger Theatermacher die Packhalle zu einem Spielort ausgebaut hat. Eintritt 9,99 Euro. Karten gibt es nur an der Abendkasse.