NRW will Sachsens Castoren nicht

Innenminister Behrens zweifelt an Notwendigkeit neuer Atommülllieferungen

DÜSSELDORF taz ■ In der nordrhein-westfälischen Landesregierung wächst der Widerstand gegen die geplanten neuen Castor-Transporte ins Brennelemente-Zwischenlager im münsterländischen Ahaus. In einem der taz vorliegenden Brief an den grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin schreibt NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD), er habe „erhebliche Zweifel an der Notwendigkeit der beantragten Transporte“.

Anti-Atom-Initiativen mobilisieren seit Wochen gegen die Atommüll-Lieferungen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden. „Der Atommüll kann in Rossendorf genauso sicher gelagert werden wie bei uns“, sagt Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus. „Die Transporte sind unnötig.“ Das Bundesumweltministerium (BMU) verweist dagegen auf eine Lücke im Atomausstiegsgesetz: Danach bleibt Betreibern von Forschungsreaktoren nur die Entsorgung über ein Zwischenlager – eine Aufbewahrung vor Ort ist nicht vorgesehen. Seien die atomrechtlichen Voraussetzungen erfüllt, bleibe kein „Entscheidungsspielraum“, antwortete Trittin an Behrens. Die 1996 in Rossendorf für über 20 Millionen Euro errichtete Halle sei „weder für eine längerfristige Aufbewahrung konzipiert noch geprüft oder gar genehmigt“.

Derzeit prüft das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Ahauser Lagerhalle aber noch auf die „Einwirkung eines vorsätzlich herbeigeführten Absturzes großer Passagiermaschinen“, so das BMU. Behrens warnt dagegen vor der „Verschwendung von Steuermillionen“. Allein der letzte Castor-Transport nach Ahaus im März 1998 habe über 15 Millionen Euro gekostet. Für die Lieferungen aus Sachsen drohe ein Horrorszenario, so Behrens-Sprecher Ludger Harmeier. Da Rossendorf keinen Bahnanschluss habe, wären mindestens neun Lkw-Transporte nötig. „Das bedeutet neun Wochen Ausnahmezustand in Ahaus – auf unsere Kosten.“ ANDREAS WYPUTTA