: Wehe, wenn der NIRAU kommt (2)
Der militante Störenfried gibt einfach keine Ruhe, sondern kämpft an allen Fronten
Was war wohl bisher der schönste Tag im Leben des echten Nichtrauchers? Der Tag, an dem er seine erste und letzte Zigarette geraucht hat? Der Tag, an dem er beschlossen hat, sein Leben dem Kampf gegen den Dampf zu weihen? Große Tage, wichtige Tage. Und doch, es gibt schönere Tage. Die Geburt seines ersten und einzigen Sohnes Nikolaus? Des Thronfolgers, der eines Tages das Banner gegen die Raucherei weitertragen sollte? Leider nicht. Leider riefen schon nach kurzer Zeit alle den Knaben Nikolaus nur noch „Niko“. Und das – Vaterliebe hin oder her – erinnert den echten Nichtraucher zu sehr an Nikotin. Was half’s, der Sohn wurde zur Adoption freigegeben.
Seine Hochzeit vielleicht? Die schon gar nicht. Viel zu viel Gequalme aus dem Weihrauchkessel und all die nikotingelben Kerzen. Das konnte ja nicht gut gehen, die Scheidung folgte auf dem Fuße (siehe auch die Wahrheit vom 29. Januar 2004).
Welcher Tag also? Es war selbstverständlich der Tag, an dem die EU beschloss, dass auf allen Zigarettenschachteln Botschaften stehen sollten, die den Rauchern endgültig den Spaß an ihrem unguten Tun verleiden würden. „Rauchen verursacht Krebs“, „Rauchen macht impotent“, „Rauchen kann tödlich sein“. Alles in allem ein schöner Ansatz, fand der echte Nichtraucher. Aber doch, nach seinem Dafürhalten etwas zu dezent, etwas zu gebremst. Warum nicht: „Raucher kriegen eklige, brutal eiternde Gaumengeschwüre“, oder „Im Gedärm eines Rauchers sieht es aus wie auf der städtischen Müllhalde“, „Raucher riechen aus dem Schlund, wie wenn der Güllewagen vorbeifährt“.
So müsste es sein. Besser noch: „Rauchen versaut den Charakter“, „Wer raucht, ist auch für Atomenergie“ oder „Wer raucht, überfällt auch Banken!“ Alle seine Ideen hat der echte Nichtraucher aufgeschrieben und an die Gesundheitsministerin geschickt. Allerdings keine Antwort.
Das wird Folgen für die Regierung haben. Natürlich hat der echte Nichtraucher noch nie SPD gewählt. Eine Partei, die Herber Wehner und seine Pfeife geduldet hat! Von den Haschisch-Grünen gar nicht zu reden. Man möchte nicht wissen, wie oft die Truppe aus der Sitzung ins Klo rennt und gierig einen durchzieht. Trittin! Struck! Ströbele! Denen muss man das Handwerk legen.
Der echte Nichtraucher wird seine Verbindungen spielen lassen. Wer hat schließlich durchgesetzt, dass demnächst die schönen, ekligen Bilder auf die Zigarettenschachteln müssen? Kehlkopfkrebs, Lungenkrebs, abgefaulte Beine. Sehr lobenswert, aber der Kampf geht weiter. Als nächstes muss man sich die Raucher persönlich vorknöpfen! Steckbriefe. Alles muss voller Steckbriefe sein. Zum Beispiel: „Hermann Scheible vergiftet seit 20 Jahren seine Mitbürger und denkt nicht daran, aufzuhören!“ Da werden dem und seinesgleichen die Fluppen im Halse stecken bleiben. Asche zu Asche.
ALBERT HEFELE