piwik no script img

Archiv-Artikel

Verschwundene gesichtet

Algerien: Kontakt zu elf der entführten Sahara-Touristen hergestellt. Motiv der Geiselnahme weiterhin unklar

MADRID taz ■ Die algerischen Behörden haben Kontakt mit den Entführern der 31 Verschwundenen Saharareisenden. Das berichtet das österreichische Nachrichtenmagazin Profil in seiner gestern erschienenen Ausgabe. Demnach sei zumindest von elf der Entführten, „darunter möglicherweise acht der zehn Österreicher“, der Aufenthaltsort bekannt. Die Entführer hätten sich verraten, als sie, durch die Suchaktionen der algerischen Armee aufgeschreckt, nachts ihr Lager räumten und damit umzogen. Das Geiselcamp soll sich 150 bis 200 Kilometer westlich der Wüstenstadt Illizi befinden.

Die Entführer sollen es auf die 15 Deutschen abgesehen haben. Deshalb seien sie von dem Rest – zehn österreichischen, vier schweizerischen sowie einem schwedischer und einem holländischer Saharafahrer – abgesondert worden. Ziel sei vermutlich, vier im März in Deutschland zu langen Haftstrafen verurteilte gewalttätige Islamisten freizupressen. „Unsere sind da nur reingerasselt, weil sie deutsch sprechen“, zitiert Profil das Justizministerium in Wien. Weder deutsche noch österreichische Stellen wollen den Bericht bestätigen. „Wir halten weiterhin alle Hypothesen für möglich“, heißt es übereinstimmend aus Wien und Berlin.

Das könnte neben einem terroristischen auch ein krimineller Hintergrund für das Verschwinden der Touristen sein. Es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die verschiedenen Touristengruppen, die im Zeitraum von zwei Monaten verschwanden, mehreren Unfällen zum Opfer gefallen sind.

Die österreichische Regierung wird wegen ihres Verhaltens von Deutschland und der Schweiz hart kritisiert. Obwohl Stillschweigen vereinbart worden sei, hat die österreichische Außenministerien Benita Ferrero-Waldner nach einem Algerienbesuch bekannt gegeben, dass die algerischen Behörden über erste sichere Lebenszeichen der Verschwundenen verfügten. Das, so kritisiert das deutsche Innenministerium, könne das Leben der Betroffenen gefährden.

REINER WANDLER