schim- an- eck
: Musenkinder

Zufällig geriet ich vor einigen Tagen in eine Kinderkunstausstellung der Yehudi Menuhin-Stiftung, die im Showroom der Gelsenkirchener Künstlersiedlung Halfmannshof untergebracht ist. Das altbacken bemühte und wenig kindgerechte Motto heißt:

Wenn die mu-se küsst Punkt, Punkt, Punkt. Schnell jedoch war ich hell entzückt von den farbenprächtigen und mühelos entstandenen ‚Arbeiten‘. Besonders fiel mir eine Reihe von Selbstportraits durch ihre Power auf. Unterhalb der Konterfeis waren in Kinderhandschrift Erklärungen an die Wand getackert. Sie erschienen mir wie ein Kindergedicht voll geheimer Gedanken und Gefühle:

wir haben zuerst unser selbst Portre gemalt. dann haben wir unser selbst Portre zerisen. und haben es ausgetaust Augen Mund Nase Ohren. und dann haben wir Kreide genomen und haben wir mit den Kreiden umrandet. jeder hat sich selbst geholfen und den anderen auch. dabei haben wir Lieder gesungen. zum schlus haben wir unsere Namen geschrieben und das Datum geschrieben. Wir finden die Bilder jetzt toll.

Ich auch, Kinder. Ehrlich. Wunderbare Sachen sind euch da gelungen. Weiter so. Lasst Euch nicht entmutigen, auch wenn eure kleinen Kunstwerke in einem heruntergekommenem, verpupsten Raum von lieblos operierenden Kunstpädagogen zusammengehauen wurden. Leider wird das euch oft noch im Umgang mit Erwachsenen ergehen. Drückt die Augen zu. Die werden‘s sowieso nicht mehr kapieren.

JÜRGEN SCHIMANEK