: Angst wird größer
WHO: China muss Kampf gegen SARS gewinnen, oder Lungenkrankheit wird globales Problem. Deutschland kann derzeit noch unbesorgt sein
PEKING/BERLIN dpa ■ Der Kampf gegen die Lungenkrankheit SARS in China wird nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO noch mehrere Monate dauern oder gar nicht mehr zu gewinnen sein. Daniel P. Chin, Mitglied des WHO-Teams in China, unterstrich die Schlüsselrolle des Landes im Kampf gegen das Virus. „Wenn China die Krankheit nicht unter Kontrolle bringt, wird SARS zum Problem für die ganze Welt.“
Die Stadtverwaltung Pekings stellte inzwischen mindestens 4.000 Menschen unter Quarantäne und isolierte eine zweite Klinik komplett. Auch zwei Studentenwohnheime wurden geschlossen.
Im Kampf gegen SARS verfügten die Behörden Schanghais unterdessen drastische Geldbußen gegen jeden, der in der Öffentlichkeit spuckt oder uriniert, berichtete die Zeitung Shanghai Daily. Eine besondere Gefahr ist laut WHO die Ausbreitung der Viren in rückständigen ländlichen Gebieten. In China gab es bis gestern schon 2.601 Fälle und 115 Tote. Das waren 180 Erkrankte und 5 Tote mehr als am Donnerstag.
In Hongkong stieg die Zahl der SARS-Opfer gestern auf 116. Laut der Zeitung South China Morning Post gibt es dort nicht genügend Schutzanzüge für das Klinikpersonal. Auch die WHO übte Kritik am Krisenmanagement Hongkongs. „Hongkong hat teilweise sehr gute und sehr harte Arbeit geleistet, aber sie war nicht vollkommen zufrieden stellend“, so WHO-Experte William Cocksedge.
In Deutschland besteht nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit kein Grund, wegen SARS besorgt zu sein. „Wir werden jedoch mit weiteren Einschleppungen der Krankheit nach Deutschland rechnen müssen“, sagte RKI-Präsident Reinhard Kurth gestern.
Weltweit gab es laut WHO bis Donnerstag 4.439 Fälle mit 263 Toten. Den Anstieg der registrierten SARS-Fälle in China führt Kurth auf die offenere Informationspolitik des Landes zurück. „Außerdem sind sie eine Quittung für das anfängliche Wegschauen. Wären die Krankheitsfälle von den chinesischen Behörden bereits Anfang des Jahres eingedämmt worden, hätte sich SARS nicht so rasch ausbreiten können“, meinte er.
meinung und diskussion SEITE 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen