Parole Trixi geben ihr Abschiedskonzert: Sampler-Release-Party von sistars** im Knust
: School of Rock, Mädchenklasse

Davon, dass das Wort „Seilschaft“ feminin ist, merkt man selten etwas. Das Netz weiblicher Musikerinnen ist weitmaschig und lose geknüpft und häufig inmitten der von Jungs dominierten Musikszene kaum zu finden. Das Projekt sistars** etabliert Seilschaften zwischen Mädchenbands und renommierteren Musikerinnen: Anfängerinnen treffen auf große Schwestern aus dem Popbusiness, kriegen Unterricht in Stageacting, erfahren Tricks aus der Studioarbeit.

Versucht sistars**, Kanten zu runden und rauhe Seiten zu glätten? „Im Gegenteil“, sagt Sprecherin Steph Klinkenborg, „wir bestärken die Mädchen darin, mit Authentizität und Witz den Fallen der Geschlechterklischees zu entgehen. Sie sollen ihren eigenen Stil entwickeln.“ Das Hamburger Frauenmusikzentrum (fm:z) führt sistars** gemeinsam mit drei weiteren feministischen Musikinitiativen aus Hannover, Dortmund und Frankfurt durch. „2002 gab es schon einen sehr erfolgreichen Probelauf des Projekts“, sagt Klinkenborg, „aber dieses Mal stand am Ende des Bandtrainings erstmals die Plattenveröffentlichung mit Release-Tour“. So soll es jetzt jedes Jahr weitergehen, die nächste Ausschreibung findet bereits im Sommer statt.

Nach regionalen Bandcoachings wurden die Teilnehmerinnen für weitere Rockmusikstunden auf Bundesebene ausgewählt, die Hälfte dieser Bands landete auf dem Sampler. Neben der Metalformation Presence of Mind aus Hannover und den Frankfurter Punkrockerinnen Nux Vomica sind auf der CD zwei Bands zu hören, die auch bei der Hamburger Release-Party auftreten: Da wären die Frankfurter HipHopperin Mara-ka, die gemeinsam mit ihrer Band MST auch reichlich rockige Songs vorlegt, sowie Khyma aus Hamburg, die ihre Folk-angehauchten Melodien mit 60ies-Elementen „Flexirock“ nennen. Außerdem am Freitag dabei: die gecoachte Hamburger Teenieband Ms. Raten (sprich: Missraten) mit erfrischendem Girl-Pop-Punk.

Gemeinsam mit dem Nachwuchs treten einige der Coacherinnen auf: so Rapperin Pyranja aus Berlin; Popautorin Kerstin Grether liest aus ihrer Intro-Kolumne ,Zungenkuss‘, und hinterher legen die Glowgirls auf. Parole Trixi verabschieden sich nach nur einer Platte (,Die Definition von süß‘, What‘s So Funny About) an diesem Abend aus der Bandlandschaft. Sechs Jahre lang hatten sie die Musikkritik mit aufwändigen Kompositionen, ausgeklügelten Texten und schrägem, ungefälligem Gesang gespalten. Die sistars**-Lehrerinnen gehen in Pension und halten ihre Mission für erfüllt: „Es gibt heute genügend coole weibliche Rolemodels“, heißt es in ihrer Auflösungserklärung. Ob dem so ist, sei dahingestellt – aber Bandcoaching leistet auf alle Fälle einen kleinen Beitrag dazu. „sistars** rockt, weil es jungen Musikerinnen Mittel und Wege zeigt, auf völlig selbstverständliche Art Strukturen des Musikbusiness zu entern“, sagt Parole Trixi-Sängerin Sandra Grether. Von ihr und von den weiteren Bandmitgliedern Christine Schulz, Elmar Günther und Cordula Ditz wird man wohl auch zukünftig in anderen Formationen hören. Katja Strube

Freitag, 21 Uhr, Knust