: Eine irreführende Bezeichnung
Die radioaktiven Partikel zerborstener Uranmunition können bis in die tiefsten Lungenabschnitte vordringen
Abgereichertes Uran wird nicht nur für SoldatInnen, sondern hauptsächlich für die überlebende Zivilbevölkerung eine große Belastung darstellen. Und das noch Jahrtausende. Denn die Halbwertszeit von abgereichertem Uran wird mit 4,5 Milliarden Jahren angegeben.
Auf Englisch heißt abgereichertes Uran „Depleted Uranium“, daher die Abkürzung DU-Munition. „Abgereichert“ ist jedoch ein irreführender Ausdruck, suggeriert er doch, dass das Metall nicht mehr radioaktiv und somit auch nicht mehr gefährlich ist.
Das abgereicherte Uran ist ein Abfallprodukt bei der Herstellung von waffenfähigem Uran. Das natürliche Uran besteht zu 99,3 Prozent aus Uran 238 und zu 0,7 Prozent aus dem waffentauglichen Uran 235. Wenn natürliches Uran für die Atomspaltung angereichert wird und ein Teil zum waffenfähigen Uran 235 wurde, bleibt in großen Mengen der Rest, das abgereicherte Uran, übrig.
Es ist ein extrem hartes Metall, das wie jedes andere Schwermetall auch für den menschlichen Körper giftig ist. Es ist schwach radioaktiv und sendet Alphastrahlen aus. Diese Strahlen können mit einem Stück Papier abgehalten werden, könnten also leicht unwirksam gemacht werden.
Beim Abschuss von DU-Munition, die Panzerwände durchbricht, fängt sie sofort an zu brennen. Dabei zerbirst sie in winzig kleine Partikel und reagiert mit anderen Stoffen. Dabei wird das Uran keramisiert. Das bedeutet, dass die Teilchen mit einer dünnen Glasschicht überzogen werden. Und diese winzigen Teilchen befinden sich im Staub, schweben durch die Luft und werden so auch über die Atmung oder den Mund aufgenommen. Die Teilchen sind kleiner als 0,5 Mikrometer und können daher auch bis in die tiefsten Lungenabschnitte gelangen.
In den USA spenden Uranminenarbeiter ihren Körper nach ihrem Tod einem Projekt, dem „United State Transuranium and Uranium Registries“ (Ustur). Bei der Untersuchung zweier Verstorbener wurden unerwartet hohe Konzentrationen von Uran in den tracheobronchialen Lymphknoten gefunden.
In größerem Ausmaß wurde Uranmunition erst im Irak im zweiten Golfkrieg 1991 (324 Tonnen) eingesetzt, später aber auch in Bosnien (3 Tonnen) und im Kosovo (8,4 Tonnen).
Über 10.000 der 1991 in den zweiten Golfkrieg geschickten US-SoldatInnen sind inzwischen gestorben. Im Krieg selbst sind 1991 insgesamt 96 US-SoldatInnen gefallen. In 15 Ländern wird abgereicherte Uranmunition benutzt: Großbritannien, USA, Frankreich, Russland, Griechenland, Türkei, Israel, Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten, Kuwait, Pakistan, Thailand, Irak und Taiwan. GUDRUN FISCHER