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Archiv-Artikel

FDP-Führung tat nichts oder das Falsche

Bei den Duisburger Liberalen tobt ein Führungsstreit. Die alte Spitze musste gehen – ein Landtagsabgeordneter soll nun für Ruhe sorgen. Beklagt wurde eine türkische Unterwanderung und mangelndes Organisationstalent

RUHR taz ■ Bis zur nordrhein-westfälischen Kommunalwahl im September dieses Jahres hat der FDP-Kreisverband in Duisburg noch einen Haufen Scherben aufzukehren. Streitigkeiten um den ehemaligen Kreisvorsitzenden Ralf Hiller und seinen ehemaligen Stellvertreter Muhammed Al haben die Liberalen entzweit. Die Einigungsarbeit hat sich der 56-jährige Holger Ellerbrock auf seine Fahnen geschrieben. Der Kreisverband wählte den Diplom-Geographen am Freitag mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden.

Der alte Vorsitzende war auf scharfe Kritik gestoßen. Hiller, Ingenieur am Fraunhofer-Insitut in Oberhausen, wird von einigen Parteimitgliedern unter anderem mangelndes Organisationstalent vorgeworfen. „Man kann nicht links blinken und rechts abbiegen“, so der neue Vorsitzende Ellerbrock, der bereits seit vier Jahren auch Landtagsabgeordneter der Freidemokraten ist. „Es wurde oft nichts gemacht und viel wurde falsch gemacht“, beklagt auch Thomas Wolters, Geschäftsführer der FDP-Ratsgruppe.

Auch Muhammed Al habe zu den Unstimmigkeiten im Verband beigetragen. Ihm wird vorgehalten, er habe die Partei mit seinen türkischstämmigen Bekannten unterwandern wollen. Mit ihm arbeiteten noch zwei türkischstämmige FDP-Mitglieder im Kreisvorstand. Hiller habe das unterstützt. „Vor ein paar Monaten traten einige Leute aus der türkischen Community bei, die wir vorher noch nie gesehen hatten“, so Ellerbrock. Das habe bei den Liberalen Verdacht erregt.

Ralf Hiller hält dagegen: „Die Leute haben bei der letzten Kommunalwahl schon im Wahlkampf geholfen.“ Muhammed Al trat auf dem Kreisparteitag von seiner erneuten Kandidatur als stellvertretender Kreisparteivorsitzender zurück.

Die Fronten im Kreisverband sind verhärtet. Beide Seiten beklagen einen Vertrauensbruch und wünschen sich, den Verband wieder zu einen. Hiller hat nach eigener Auskunft aus der Zeitung erfahren, dass Ellerbrock als Gegenkandidat antritt. Der wiederum hat sich nach eigener Auskunft nichts vorzuwerfen. Einige der Mitglieder hätten ihn gebeten, für den Kreisverbandsvorsitz zu kandidieren, sagt Ellerbrock: „Ich bin gebeten worden und ich will das auch machen“, sagt der Planungsexperte. Ellerbrock war bereits in den 1990ern Kreisvorsitzender.

Sein Ziel sei es, den Kreisverband zur Ruhe zu bringen. Auch Hiller will die derzeitige Situation zum Guten wenden: „Wir müssen uns an die Nase packen und überlegen, was wir durch unsere Streitereien gewonnen haben.“ Das wird sich spätestens bei der Kommunalwahl im September zeigen – 1999 kam die Partei in der Hafenstadt auf 2,6 Prozent. ELLEN REGLITZ