Herrenwitzig

Josep Bernet i Jornets „Slips“ rutschen an der Concordia

Alles Fremde sei uns willkommen – bis aufs spanische Fernsehen. Dessen Serien (telenovelas) gelten selbst Kennern aller RTL-Ableger als das Erbärmlichste, was je für die Mattscheibe realisiert wurde. Gut fürs Theater: Das kann aus Trash Gold machen.

Mit vollen Händen in den Trash greift Josep Bernet i Jornet für die – im Rahmen des Kurzfestivals Europäisches Theater erstaufgeführte – Groteske „Slips“. Er hat’s auch leicht: Der Drehbuchschreiber, Jahrgang 1940, ist einer der Väter der telenovela. In Jasper Brandis werktreuer Regie entpuppt sich sein Stück als Kondensat von deren sprunghafter Dramaturgie. Mutter will Sohn, einen Putzkolonnisten, mit Firmencheftochter verkuppeln, Boss wittert Schande, beauftragt Kompagnon, den Filius zu töten: Blut. Ein artifizieller Regie-Ansatz hätte da noch was retten können. So aber lässt Verena Güntner zur Freude älterer Herren Slips fallen, Guido Gallmann öffnet den Overall, es kommt zu Kopulationen. Das glänzende Schauspieler-Quartett tobt sich aus. Muss es auch, sonst bestünde die Gefahr der Verwechslung mit der Vorlage. Solche Parodie bleibt zahnloses Amüsement. Tragisch nur: Wegzappen geht nicht. bes

Slips: 6.,10., 12., 23. März, 20 Uhr. Festivalbericht: morgen, taz-Nord