piwik no script img

Archiv-Artikel

christoph schultheis Großer Bruder sei Dank!

Da morgen auf RTL2 wieder eine neue Staffel „Big Brother“ startet, sollte man vorab an die großen Verdienste der Containershow erinnern

Dass so was wie die RTL-Freiluftshow „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ohne „Big Brother“ so nicht denkbar gewesen wäre, muss man nicht gesondert erwähnen.

Fangen wir deshalb lieber mit den Infrarotkameras an: Denn bevor im März 2000 „Big Brother“ das Licht der Welt erblickte, kannten wir diese grünstichigen Bilder nur aus Tierdokus über nachtaktive Fauna oder „Spiegel TV“-Reportagen über die GSG9 und russische Straßenkinder. Dass man aber mit entsprechender Technik auch dort die Nacht zum Tag machen kann, wo es gar nichts zu sehen gibt, beziehungsweise Spannung simulieren, wo gar keine ist, haben inzwischen auch die Fließbandkrimi-Fabrikanten wie „Lenßen & Partner“ erkannt und sich so eine Nachtsichtgerätschaft angeschafft. (Dass man sich dort und andernorts auch aus dem Dialogfundus von „Big Brother“ bedient, bleibt indes ein unbestätigtes Gerücht.)

Auch die Möglichkeit, durch die Wahl einer 0137-Telefonnummer das Fernsehgeschehen mitzuentscheiden, ist mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass man kaum glauben mag, dieses Verfahren sei tatsächlich erstmals bei „Big Brother“ extensiv zum Einsatz gekommen, weshalb hier stattdessen an die nächtliche Call-in-Sendung „Big Brother – Das Quiz“ erinnert sei, in der eine attraktive Frau (Maike Tatzig) auf einer bequemen Fernsehliege herumlungerte, sich gemeinsam mit den Zuschauern noch einmal ausgewählte Ausschnitte aus der Show anschaute und zwischenzeitlich zum Beantworten einfacher Fragen aufforderte. Nach demselben Prinzip, wenngleich ohne attraktive Frau und Fernsehliege, bestreitet RTL mittlerweile einen Gutteil seines Nachtprogramms, der Sender NeunLive sogar seine komplette Sendezeit.

Und dann war da noch dies: Mit seinem Song „Ich vermiss dich wie die Hölle“ landete der „Big Brother“-Kandidat Zlatko auf Platz 1 der deutschen Charts, das martialische „Ich will nur dich“ seines Containerkontrahenten Axel Johlig schaffte es immerhin kurzzeitig auf Platz 3. Im Augenblick belegt diesen Platz „Oops – We are in the Jungle“ von den Dschungelstars, auf Platz 20 findet sich in dieser Woche der Tokens-Klassiker „The Lion sleeps tonight“, interpretiert von einem gewissen Daniel Küblböck. Danke, „Big Brother“, vielen Dank!