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Archiv-Artikel

„Die Mehrheit lässt sich nicht beeindrucken“

Gründe, die ein Studium verlängern, verschwinden durch Gebühren nicht, sagt Wolfgang Müller-Büssow von der Studienberatung der TU. Im Gegenteil: Wer jobben muss, wird durch die 500 Euro sogar noch länger an der Uni bleiben

taz: Herr Müller-Büssow, haben Sie schon Rückmeldungen von Studierenden, die von den Studiengebühren betroffen sind?

Wolfgang Müller-Büssow: Nein, erstaunlicherweise noch nicht. Das liegt wohl auch daran, dass das Semester zu Ende ist und viele Studenten diese Nachrichten noch nicht mitbekommen haben. Ich weiß auch nicht, ob das ein Zufall ist, dass der Senatsbeschluss in diese Zeit gefallen ist.

Werden viele Studenten jetzt ihr Studium abbrechen?

Sicherlich gibt es Studenten, die allein wegen der Vergünstigungen, die mit dem Studentenstatus zusammenhängen, eingeschrieben sind. Wenn sich das nicht mehr rentiert, werden sie sich exmatrikulieren.

Das trifft natürlich nicht auf alle Langzeitstudierenden zu.

Viele studieren nur mit begrenzter Kraft, weil sie arbeiten müssen oder Kinder oder Angehörige betreuen. Manche engagieren sich in den studentischen Gremien. Über die Hälfte der Studierenden ist berufstätig. Das ist der wichtigste Faktor.

Welche Rolle spielen die Sprachprobleme bei ausländischen Studierenden?

Die müssen sich in eine fremde Kultur integrieren und die Sprache lernen. Das sind alles Faktoren, die tendenziell zu einer Verlängerung des Studiums führen.

Wer kommt zu Ihnen in die Beratung?

Viele kommen in den ersten Semestern, weil sie zweifeln, ob sie das Richtige gewählt haben, und ob sie das Studienfach wechseln sollen. Da ist es natürlich günstig, wenn man diesen Wechsel früh vollzieht und nicht erst nach 6 oder 8 Semestern, wenn man zum Ende kommen sollte.

Werden Studiengebühren das Studium beschleunigen?

Wenn man das Falsche gewählt hat, dann wird man nicht dabei bleiben, auch wenn Studiengebühren drohen. Viele der Gründe, die ein Studium verlängern, werden nicht verschwinden. Manche werden ihr Studium bessern organisieren. Aber die Mehrheit, die das Studium nicht so zielbewusst angeht, wird sich wahrscheinlich nicht von Gebühren beeindrucken lassen, die in sieben Jahren fällig werden.

Wie werden die Studierenden die 500 Euro finanzieren?

Entweder zahlen die Eltern. Oder die Studierenden bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Arbeit, dann werden sie jetzt noch etwas mehr arbeiten müssen – was wiederum das Studium verlängert.

INTERVIEW: WIBKE BERGEMANN