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Archiv-Artikel

Keine stillen Tage in Dessau

Der Architekt Philipp Oswalt wird neuer Direktor des Bauhauses Dessau. Er löst Omar Akbar ab

Zehn leichte Jahre waren es für das Dessauer Bauhaus und das Kultusministerium in Sachsen-Anhalt nicht, die Omar Akbar als Direktor der Stiftung Bauhaus dort verbrachte. Sowohl Architekten als auch Politiker fragten sich des öfteren, was Akbar an der ehrwürdigen Schule der klassischen Moderne da machte, wenn er seine akademischen Ideen von Gestaltung im sozialem Kontext und der Bauhaus-Idee von Walter Gropius und anderen Meistern verwob. Auch manche elaborierte Gesprächsreihen über Regionalentwicklung kamen nicht an, selbst wenn Akbar das alles mit Ecken und Kanten sowie einer Portion Empfindlichkeit verteidigte.

Der Architekt und Stadtplaner Philipp Oswalt (44) löst Omar Akbar nun als neuer Direktor des Bauhauses ab. Das kann man getrost als Überraschung bezeichnen, ist doch Oswalt in einigen Bereichen eine Steigerung des scheidenden Schulleiters. Das soll keine Kritik an Oswalt sein, eher wundert man sich über den Mut des Stiftungsrats zum Abschluss eines langwierigen Besetzungsverfahrens, das übermäßig viele Bewerber hatte. Der Berliner Architekt Oswalt, seit 2006 Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel, „hat überzeugt“, begründete der Stiftungsrat seine Entscheidung. Das muss reichen.

Amtsantritt wird der 1. März 2009 in Walter Gropius’ sachlich-edlem Büro von 1925 sein.

Man ist in Sachsen-Anhalt also nicht auf ruhige Tage am Bauhaus aus. Ist Oswalt doch ein Querkopf in vielen Fragen der Architektur und Stadtplanung. An der Technischen Universität Berlin organisierte der junge Student Streiks am Fachbereich Architektur. Als leitender Kurator des Projektes „Schrumpfende Städte“ der in Halle ansässigen Kulturstiftung des Bundes diktierte Oswalt den jungen Stadtplanern ins Stammbuch, dass es zukünftig nichts mehr zu planen gibt. Statt Dynamik ist Rückbau der östlichen, sich entleerenden Städte angesagt.

Konzeptionell ist Oswalt im Bereich der Architektur, Stadtplanung und Gestaltung eine Bereicherung für das Bauhaus. Für die Aufgabe der Schule, sich mit baulichen, sozialen und ästhetischen Zukunftsfragen in diesen Bereichen zu befassen, dürfte der ehemalige Redakteur der Architekturzeitschrift Arch+ ein Programm parat haben.

Nur Stille wird es nicht geben. Zuletzt hat sich Oswalt mit dem Spendensammler für die barocke Schlossfassade, Wilhelm von Boddien, vor Gericht gestritten. Denn der zukünftige Bauhausdirektor mag weder Boddiens Förderverein noch die Barockfassade. Ist das nicht sympathisch?

ROLF LAUTENSCHLÄGER