piwik no script img

Archiv-Artikel

Gemeinsam krank

Nach anonymem Aufruf meldeten sich gestern und vorgestern viele Lehrer krank. Schulbehörde vermutet dahinter eine gezielte Aktion „aus den Reihen der GEW“

Noch bevor die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) über eine Arbeitsniederlegung formal entschieden und abgestimmt hat, folgten gestern und vorgestern mehrere hundert Lehrer einem anonymen Aufruf, sich gemeinsam krank zu melden. An einer Sinsdorfer Schule waren gar 87 Prozent der Lehrer nicht da. Schulbehörden-Pressesprecher Alexander Luckow wurde im Abendblatt mit dem Satz zitiert: „Dies ist ein getarnter, feiger Streik, angezettelt von der GEW, die nicht den Mut hat, sich öffentlich dazu zu bekennen.“

GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm verwahrt sich gegen diese Unterstellung. „Die GEW hat zu keiner Zeit die Lehrer dazu aufgefordert, sich krank zu melden“, sagt sie zur taz. „Das kommt nicht von uns.“ Es sei nicht der Stil der GEW, verdeckte Aktivitäten zu machen. „Wenn die GEW eine Arbeitsniederlegung macht, macht sie das offen.“ Erst gestern hatte die GEW-Vorsitzende Stephanie Odenwald im taz-Interview erklärt, es werde am 22. Mai auf einer Vertrauenleuteversammlung darüber entschieden, ob es eine Urabstimmung geben soll. Der Streik würde noch vor den Sommerferien stattfinden.

Auf Nachfrage korrigierte Alexander Luckow denn auch das obige Zitat. „Ich habe gesagt, es ist eine Aktion aus den Reihen der GEW“, sagte er zur taz. Nachdem am Dienstag fünf Schulen im Harburger Raum von den Krankmeldungen betroffen waren, seien es gestern noch zwei gewesen.

Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) trat anlässlich der Vorfälle gestern gemeinsam mit Elternkammer-Sprecherin Sabine Bick vor die Presse und kündigte an, man werde gegen die vermeintlichen „Blaumacher“ vorgehen. Er sei „empört“ über das Verhalten der Lehrer, sagte Lange und nannte das Krankmelden „verantwortungslos und unanständig“. Alle betroffenen Pädagogen müssten bei der nächsten Krankmeldung gleich ein ärztliches Attest vorlegen, drohte Lange, der die Vorwürfe seiner Behörde Richtung GEW aufrechterhielt: „Ich kann nicht erkennen, dass sich die GEW von den Vorfällen distanziert.“ Auch Elternvertreterin Bick war sich ausnahmsweise einmal mit dem Senator einig und gab sich ebenfalls verständnislos: Es könne nicht angehen, dass „der Unmut gegen das Arbeitszeitmodell auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird“. KAIJA KUTTER

Kommentar SEITE 21