piwik no script img

Archiv-Artikel

pachls nachsichten Lügen haben lange Beine

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

„Für den Müll werden Sie mir noch Kerzen im Dom anzünden...“ Seine Standard-Arie von der Wacht am Rhein hat Ex-Regierungspräsident Antwerpes als „Müllowitsch“ diese Woche auf dem Spenden-Stadl im Kölner Landgericht geschmettert und mit seinen Kalauer-Koloraturen das Publikum dort so eingelullt, dass es Richter und Staatsanwalt für kritische Nachfragen die Sprache verschlug, und die sonst doch kritische Kölner Tagespresse lobhudelte den Auftritt mit eifernden Elogen.

Antwerpes war aber – bei aller Begeisterung über sich selbst – hernach enttäuscht, dass man ihm so wenig auf den Zahn fühlte, hätte er sich doch dann zur Höchstleistung mobilisieren können. Aber so reichte bei seiner Einvernahme der Standard („Es ist alles schon gesagt, aber noch nicht zu allen“), und er konnte sich schwindelnd an der Grenzlinie plumper Unwahrheiten entlang tänzeln – ein bisschen wie ein Serientäter, der mit den Verfolgern spielt und sich insgeheim danach sehnt, endlich ertappt und überführt zu werden.

In der Tat hatte Antwerpes einiges riskiert und an Halbgeständnissen zum Nachhaken angeboten. Dass er etwa genau wahrnahm, wie sich Trienekens die Volksvertreter durch Anstellungen und Verträge nach Strich und Faden gefügig machte. „Das hat mich gewundert“, bekannte er und wollte damit sagen, wie Sachentscheidungen durch den Magnet des Geldes verbogen wurden. Das Einkaufen und Umdrehen kritischer Lokalpolitiker (wie z.B. CDU-Mann Egbert Bischoff), das ihn heute degoutiert – damals, als er sich in der Rolle des rüden Durchpeitschers der Müllverbrennung profilierte, nützte ihm das Entsorgen und Umdrehen von Querulanten und Quertreibern. Und dem Müllmulti Trienekens hat er dafür Bewunderung gezollt („mein Musterschüler“, wie er an anderer Stelle formulierte).

Auch dass er mit der Stadt Köln in Sachen Müll nur einmal in Konflikt geraten sei – fast gelogen! Hat er nicht z.B. gegen zwei Entscheidungen des Rates das Bürgerbegehren abgeschmettert, auch den Beigeordneten Keil wegen abweichender Meinung zur Deponiefrage rüpelhaft zusammengestaucht... undsoweiter? Aber – wo kein Frager, da kein Richter, und wie er schon eines seiner Bücher taufte: „Lügen haben lange Beine“.