: Gods of thunder
Abschied von der Gemütlichkeit: Wolfgang Schlögl spielt heute mit seinem Heavy-Soul-Projekt I-Wolf im Maria
Bisher galt Wien in der Pop- und Clubwelt als Hauptstadt des beschaulichen Downbeats. Seit einiger Zeit jedoch denkt man um in den Clubs und Studios sowie bei den Labels, die zum Biedermeier-Dub-Image Wiens beigetragen haben. Zentrum der neuen Experimente ist der Dub Club. Jeden Montag – nicht gerade ein Ausgehtag – treffen sich im Wiener Flex die Liebhaber der Basslinie, die an der Verbindung von Dub und Härte arbeiten, mit Subbässen, expressivem Gesang und aggressiver Produktion. Etwa The Bug, Stereotyp, die Sofa Surfers oder Wolfgang Schlögl, der mit seinem Heavy-Soul-Projekt I-Wolf kaum in überstylte Lounges passt.
Die Sofa Surfers haben sich spätestens mit der Veröffentlichung ihres letzten Albums vor gut einem Jahr umorientiert. Auf „Encounters“ klingen Michael Holzgruber, Markus Kienzl, Wolfgang Frisch sowie Wolfgang Schlögl derart illusionslos, als nähmen sie „Chill Out“ als Vokabel wörtlich: Eine asoziale Kälte kennzeichnet ihre Tracks.
Auch auf ihrem hauseigenem Label Klein Records verfolgen die Sofa Surfers ihre neue Strategie, die da lautet: „All diese faulen Klischees der Wiener ‚Gemütlichkeit‘ kriegen einen kräftigen Tritt in den Hintern.“ So kommt dieser Tage zum einen das The-Bug-Album „Pressure“ heraus, für das der auch als Techno Animal bekannte Kevin Martin verantwortlich ist: eine Kaskade ätzender Riddims voll schriller Frequenzen und beklemmender Toasts. Zum anderen erscheint I-Wolfs Album „Soul Strata“. Das Soloprojekt des Sofa-Surfers-Mitglieds Wolfgang Schlögl folgt dem Vorbild des Multi-Instrumentalisten Rahsaan Roland Kirk. Mit „Natural Black Inventions: Root Strata“ spielte Kirk 1971 ein Album voll beseelter Jazz-Humoresken ein – im Alleingang. Schlögls Stücke aber klingen, als sei da eine Band im Spiel. Tiefe Basslines wuchten sich unter schwerem Funk-Schlaggerät hindurch, WahWah-Gitarren jaulen disharmonisch. Dazu singen ausgewählte Sänger wie Dälek, Damon Aaron und Ken Cesar. Aus ihnen kitzelt Schlögl den letzten Funken Expressivität heraus.
Das führt zu einer polarisierenden Sammlung von Liebesliedern, zumal I-Wolf live fast wie eine „echte“ Soulband spielen: Nebst einem Schlagzeuger bringt der fürs Programming verantwortliche Schlögl die Sänger Damon Aaron und Ken Cesar mit. CHRISTOPH BRAUN
I-Wolf plus Sofa-Surfers-DJ-Team:heute, 23 Uhr, Maria am Ufer,Schilling-Brücke, Friedrichshain