: „Das war schon okay“
Grit, Sandra und Denise fürchten keine männliche Konkurrenz. Vorbild sind DDR-Biografien ihrer Mütter
DRESDEN taz ■ Mit den kühn dreinblickenden, Helm tragenden Frauen vom Bau oder den Heldinnen der Arbeit im Blaumann auf DDR-Plakaten können sie nichts mehr anfangen. Grit, Sandra und Denise, die am Girls’ Day die technischen Werkstätten des Theaters Junge Generation in Dresden besuchen, kennen diese Bilder nur aus Schilderungen ihrer Eltern. „Das war schon in Ordnung“, kommentiert Grit die zu DDR-Zeiten übliche weibliche Präsenz in vermeintlichen Männerberufen.
Es ist keine Frage für die 15-Jährigen, dass sie das, was sie hier sehen, auch könnten. Der stellvertretende Produktionsleiter Torsten Gaitzsch bestätigt, von welch vorzüglicher Qualität die Gesellenstücke seiner weiblichen Azubis sind. Der Rückfall in die traditonellen Berufsbildklischees nach 1990 wird von den Mädchen kaum als Bedrohung der eigenen Chancen durch ihre männlichen Altersgenossen wahrgenommen. Wenn sie wollten, stünden ihnen alle Möglichkeiten offen, sind sie überzeugt.
Dass es nach 1990 in der ehemaligen DDR wieder eine weitgehende Reduktion auf das knappe Dutzend typischer Frau-enberufe gegeben hat, bestätigt Professor Ilse Nagelschmidt von der Leitstelle Gleichstellung im Sächsischen Sozialministerium. Das habe nicht nur mit der Übernahme westdeutscher Raster zu tun, sondern auch mit dem Negativvorbild vieler Mütter. Frauenbiografien in der Technik seien entwertet worden, als ihre Betriebe zusammenbrachen und sie arbeitslos wurden. Die generelle Krise der naturwissenschaftlichen und ingenieurtechnischen Studienfächer in den Neunzigern komme hinzu. Die entstandene Lücke von Frauen in technischen Berufen beginne sich gerade erst wieder zu schließen, so Nagelschmidt.
Die Mädchen räumen allerdings ein, dass ihre Berufswahl schon etwas mit der „Einstellung“ zu tun habe. Und die hän-ge nicht nur von möglichen naturgegebenen Neigungen, sondern auch von der öffentlichen Meinung, den gesellschaftlichen Verhältnissen und der Erziehung ab, gibt Sandra zu. Wissenschaft oder Handwerk schließt sie für ihre persönliche Berufslaufbahn deshalb aus. MICHAEL BARTSCH